Übergang am Rittjoch - eine der schönsten Passagen

Schon wieder ist die Zeit im Nu verflogen - es ist gefühlt ein Jahr her, dass wir die Dolomiten mit unseren Bikes überquert haben. Allerhöchste Eisenbahn ein paar abschließende Gedanken zu unserem zweiten Alpencross niederzuschreiben. Anscheinend vermittelt der diesjährige Bericht eher den Eindruck, es hätte diesmal gar nichts gepasst - zumindest werden wir diesbezüglich häufiger darauf angesprochen. Aber war das wirklich so...?

Dieser Cross hat sich tatsächlich bereits im Vorfeld von der letztjährigen Albrecht-Route deutlich unterschieden. Während im letzten Jahr die Streckenlängen und die alternativen Routen von einem erfahrenen Crosser (Andreas Albrecht) vorgegeben waren, habe ich in diesem Jahr alles selber geplant. Es ist gar nicht so trivial die Route so aufzuteilen, dass alle Abschnitte in der vorgegebenen Zeit zu schaffen sind, dass die zu fahrenden Höhenmeter und Kilometer in einer guten Realtion zueinander stehen. Häufig muss man eine Strecke länger machen, weil es am geplanten Etappenziel keine geeignete Übernachtung gibt.

Das war auch die Ursache dafür, dass ich trotz aller Bemühungen keine Möglichkeit gefunden habe, den Manghenpass zu umfahren. Nachträglich war die Mangehnpass-Passage der schwerste Tag beim Cross. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit war unterirdisch schlecht und hat dazu geführt, dass wir zwei Mal erst bei Dunkelheit in der Unterkunft angekommen sind.

Wunderte mich sehr, da wir zumindest objektiv genauso gut trainiert hatten wie im Vorjahr. 2000km Grundlagenausdauer auf dem Weg in die Arbeit und 800km und ca. 10.000 HM als Bergtraining im Gelände. Rein subjektiv war das Gefühl anscheinend ganz anders. Chrissi fühlte sich diesmal nicht ausreichend trainiert und hatte dadurch auf dem Cross auch größere Schwierigkeiten. Ich hingegen kam diesmal viel besser durch als im letzten Jahr. Bis auf meinen wund geriebenen Hintern bin ich weder konditionell, noch muskulär am Limit gewesen. Dies sorgte an den ersten beiden Tagen für etwas schlechte Stimmung, da ich es nicht verstand, warum wir trotz identischen Trainings eine unterschiedliche Fittness hatten.

Insgeheim habe ich Chrissi wohl dafür verantwortlich gemacht, dass wir so langsam unterwegs waren. Dabei müsste ich mich eigentlich mindestens drei Mal täglich beim Universum bedanken, dass ich so eine tolle Frau an meiner Seite habe, die mir so sehr vertraut, dass sie sich mit mir zusammen auf derart ungewisse Abenteuer einläßt... Das wurde mir spätestens am zweiten Abend im Gasthof Häusler bewußt und ab dann konnte ich den Cross auch wirklich genießen.

Insgesamt überwiegt auch nach diesem AlpenX das positive Gefühl. Das merke ich schon daran, dass ich mir fast jede Woche die Fotos anschaue und dabei denke - "war schon geil". Das Abenteuer war diesmal nur ein bisschen größer. Heute lachen wir, wenn wir erzählen, wie wir bei Schneefall das Schlüsseljoch überquert haben. Damals war uns nicht wirklich nach Lachen zumute. Aber die Berge und die Menschen auf unserem Weg über die Alpen haben uns wieder fasziniert und viele Augenblicke haben sich unauslöschlich in unser Gedächtniss eingegraben. Ein Alpecross ist halt keine Rheuma-Decken Tour und eine Garantie für schönes Wetter gibt es auch nicht. Es ist und bleibt ein kleiner Ausbruch aus dem Alltag, bei dem man über sich selber hinaus wachsen kann, und seine eigenen Grenzen im Kopf immer weiter verschiebt. Ich fand es sehr schön, dass wir auf dieser Route fast alleine unterwegs waren. Keine Biker-Karavane wie auf der vielbefahrenen Albrecht-Route (was mich letztes Jahr doch ein bißchen genervt hatte).

Daher bin ich heute - zwei Monate später - schon wieder relativ sicher; dies wird nicht unser letzter Cross gewesen sein...

Was würde ich beim nächsten Mal anders machen?

  1. Die Wartung der Bikes muss bereits am Abend bei der Ankuft erfolgen. Wenn ich die Bremsbeläge erst in der Früh wechsel, verlieren wir mindestens eine Stunde und kommen wieder sehr spät in der nächsten Unterkunft an. Das holt man nicht wieder auf..
  2. Für den nächsten Cross müssen wirklich waserdichte Handschuhe her. Der Regen ist eine Sache. Aber wenn man friert, nur weil man durchnässt ist, hält sich der Spaß in Grenzen.
  3. Der Zeitpunkt für den Cross sollte nicht zu spät in der Nachsaison liegen, wenn man auf Annehmlichkeiten wie z.B. Sauna oder Schwimmbad Wert legt. Dann sind die Hotels nämlich leer und bieten fast keinen Service mehr.
  4. Das Schlimmste bei diesem Cross war es, in die nassen Klamotten zu schlüpfen, weil die über Nacht nicht getrocknet sind. Daher würde ich beim nächsten Mal Unterkünfte bevorzugen, die eine Trockenraum o.ä. haben.
  5. 100km und 2500Hm sind derzeit das maximale Tagespensum. Wenn die Strecke derart lang ist, sollten die Höhenmeter nach unten angepasst werden. Ansonsten ist man auf der Tour permanent gehetzt.

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