So, nachdem wir den Ayers Rock ja gestern Abend aus der Entfernung bewundert hatten, geht's jetzt ran an die Bulette. Ran, nicht rauf, denn entgegen der normalen Touri-Gepflogenheiten wollen die Aborigines eigentlich nicht, dass man auf den Fels klettert. Einerseits, weil sie für ihn und das Land aus ihrem Glauben heraus verantwortlich sind und damit nicht wollen, dass sich jemand beim Aufstieg verletzt (was gar nicht so selten vorkommt), zum anderen ist ihnen auch der Uluru selbst heilig, und wir klettern ja auch nicht auf unseren Altar oder fänden es besonders berauschend, wenn es ein andersgläubiger täte (man stelle sich das in unserer Zeit mal vor). Stattdessen gibt es tolle Wege um den Fels, und nachdem ich in meinem jugendlichen Leichtsinn mit 16 natürlich doch schon oben war kann ich gesichert sagen: um den Stein herumzugehen wird ihm mehr gerecht als daraufzuklettern.
Hinzukommt, dass wir Glückskinder sind und eine extrem seltene Situation hier erwischt haben: die Wüste blüht. Ist uns schon aufgefallen, als wir vom Kings Canyon durch die Wüste hierhergefahren sind, es grünt und blüht überall in allen erdenklichen Farben. Das liegt daran, dass es (entgegen dem Normalfall) in letzter Zeit geregnet hat und (auch noch entgegen dem Sonderfall) nicht nur einmal viel sondern häufiger ein bisschen. Demzufolge können wir uns jetzt auf unseren Spaziergängen an den Farben der Blüten und dem Rot des Felsen und der Erde berauschen, weil's einfach so dodal schee ist!! Die Walks sind sogar behindertengerecht, heißt wir können Rufus im Kinderwagen mitnehmen, das findet er super.
Was dem Nicht-Australier nicht so bekannt ist - in unmittelbarer Nähe zum Ayers Rock befinden sich noch mehr Felsen, die Olgas (oder wie die Aborigines und zunehmend auch die Leute hier sagen Kata Tjutas), eine Art Minigebirge. Sie erheben sich ebenfalls unmittelbar aus dem flachen Land, für den interessierten Leser, warum ist das so: nein, auch hier fallen keine Gebirge vom Himmel, man geht davon aus, dass die Felsen aus einem härteren Gestein als die Umgebung ist und daher im Gegensatz zu ihr über die Zeit nicht wegerodiert sind. In den Kata Tjutas gibt es zwei Wege, die man gehen kann. Da wir ziemlich bewölktes und auch ziemlich kühles Wetter haben, schließen wir also den Spaziergang dort direkt an den am Ayers Rock an. Wir gehen erst einen Teil des Trails ins Tal der Winde, dann wechseln wir die Location und begeben uns zwischen die Felsen. Sehr beeindruckend, jedenfalls für uns!! Rufus hat beschlossen, dass er die Trage nicht nur bei Hitze sondern generell eher doof findet. Und im Gegensatz zum Ayers Rock können wir hier nicht mit dem Kinderwagen spazierengehen. Sehr zum Amusement der anderen Touri gibt es also Akkustik-Variante 1: das Kind singt traurige Lieder über sein hartes Leben (und zwar laut), oder Akkustik-Variante 2: Rufus schweigt und die Mama singt (auch laut, sonst hört mich Rufus ja nicht über seinen Gesang). Aber auf die Art sehen wir alles was wir sehen wollen, die anderen haben Spass und Rufus auch - Win-Win-Win würde ich sagen. Wem Rufus jetzt zu Leid tut - wir nehmen natürlich keine 3-Stunden-Walks, das würde schon mein Liedgut nicht hergeben. Wir sprechen hier von ca. 45 Minuten pro Spaziergang.
Abends fahren wir zum ersten Mal hier zurück in die gleiche Unterkunft, aus der wir morgens aufgebrochen sind. Das ist insofern nett, weils hier wirklich ordentlich ist - eine gut sortierte Gemeinschaftsküche, saubere Sanitäranlagen, superfreundliches Personal, nettes Zimmer. Hier toben wir erst eine Runde mit Rufus, und dann gibt es Abendessen. Wir haben uns Sandwiches besorgt, Wein ist auch noch da, und ich spiele noch ein bisschen an meiner Kamera. Und dann ist der Tag auch rum. Eigentlich hatten wir unsere Sandwiches ja mit einem Bierchen an den Kata Tjutas bei Sonnenuntergang dinieren wollen... aber der Himmel ist nicht aufgerissen, das tut er erst heute früh. Das aber auch nur ein bisschen. Rufus weckt uns um 6 wieder mit Gesang, nach einer Stunde ist er totgesungen und schläft mit uns nochmal bis 8. Dann packen wir und frühstücken in aller Ruhe. Rufus reißt sich dabei das erste Mal selbst Stücke von unseren Brötchen ab und steckt sie sich selbst in den Mund. Während wir noch beeindruckt sind, was unser cleveres Kind alles allein und ohne Einweisung kann, stellt sich leider raus, dass wir das mit der Größeneinschätzung zwar gut aussah, leider aber nicht geklappt hat. Heißt: als die Waffel voll ist, kommt alles - natürlich schön eingespuckt - wieder raus, weil der Batzen, den Rufus im Mund daraus geformt hat zu viel zum Schlucken ist. Gut, dann doch wieder in mundgerechte Happen.
Der Tag hält nicht viel Aufregendes bereit, wir müssen einfach nur die 450km zurück nach Alice Springs, um morgen an die Küste nach Cairns zu fliegen. Laut unserer Navi-Tante heißt das: 200km gerade aus, dann links abbiegen, dann 250km gerade aus. Klingt einfach, und ist es auch. An der Abbiegung machen wir eine Pause für Rufus. Der hatte auf dem den ersten Teilstück sein Vormittagsschläfchen eingelegt, während ich mal die nächsten Tage geplant habe. Dann habe ich mit ihm gespielt - jetzt hat er Hunger. Dummerweise haben das die Myriaden Fliegen an der Raststätte auch, die Viecher sind hier echt NERVIG, ständig hat man sie überall!! Wir füttern Rufus, lassen ihn 45 Min krabbeln und fahren dann weiter. Es wiederholt sich das gleiche Spiel wie auf dem ersten Teilstück, nur spielt dieses Mal Roman mit Rufus und schaut dann während seines Nachmittagsschläfchens in die Reiseführer, und ich fahre. Und um 15:30 hat uns Alice Springs wieder. Wir gehen noch Steaks und Rotwein kaufen (immerhin haben wir ZWEI TAGE nicht gegrillt, wir sind quasi schon voll undergrilled!!!), außerdem ist uns die Babymilch ausgegangen. Gibts natürlich nur im Kilo-Pack und kostet entspannt ein Drittel mehr als bei uns. Kinder muss man sich hier echt leisten können!! Dafür ist übrigens alles was bio ist (egal jetzt ob für Kind oder Erwachsen) ziemlich genauso teuer wie konventionelles Essen. Totaler Trend ist Made in Australia (sollte eigentlich logisch sein, sonst kommts gleich mal von RICHTIG weit weg), und wenn es nicht ausverkauft gewesen wäre hätten wir heute Abend das erste Mal Känguru gegrillt. So gibts halt Rind, ich freu mich schon drauf :-).
In Summe sind wir in den letzten 5 Tagen 1400km gefahren, den großen Teil auf PKW-tauglichen Straßen. Unser Jeep war an den entscheidenden Ecken lustig und hilfreich, ob es ein anständiger Offroad-Polo aber (bis auf Serpentine Gorge) nicht auch getan hätte... das wissen die Aborigine-Götter. Wir haben jetzt jedenfalls wieder gewaschene Wäsche, bald gefüllte Mägen, und morgen gehts wieder weiter an die Küste zu unserem Womo. Wir sind schon vooll gespannt, was für eine Kiste da auf uns wartet!!! Jedenfalls hört damit das tägliche Aus- und Einpacken auf, worüber ich um ehrlich zu sein nicht unglücklich bin. Hat alles prima geklappt, aber wir haben einfach doch mehr Zeug dabei als bisher, und damit frisst die Packere einfach auch deutlich mehr Zeit.