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Cascadi di Mezzo - sehr schön..

Was denn - schon vorbei?

Heute können wir auch noch länger ausschlafen, weil es hier erst ab 8 Uhr Frühstück gibt. Irgendwie werde ich kurz vor dem geplanten Wecker-Klingeln wach - und das ist gut so, denn der Wecker klingelt heute gar nicht. Die heutige Schluss-Etappe ist im Vergleich zu den bereits gefahrenen eher eine "Kinder-Tour", also flachsen wir mit den 4 Jungs aus dem Sauerland beim Frühstück. Thema dabei - wo gibt es in Arco das beste Eis am Gardasee? Heute kommen wir erst um 9:15 los, aber angesichts des Höhenprofils sollte das das kein Problem sein. Bei Sonnenschein starten wir in Madonna di Campiglio und fahren zunächst zu den Cascadi di Mezzo - imposanten Wasserfällen, die nur zu Fuß (oder eben per Bike) erreichbar sind.

Von da aus führt ein komplett fahrbarer, leider nur sehr kurzer Wurzel-Trail auf den Schotterweg, der nun mäßig steil, aber stetig bergan führt. Unser Tempo ist im Vergleich zu gestern abend deutlich höher. So kommen wir relativ zügig bis zum Lago di Val d´Agola. Ab hier beginnt die Schiebepassage. Urplötzlich setzt Regen ein. Zunächst nur als Niesel, so dass wir nur unsere Rucksäcke mit einer Regenhaube ausstatten, jedoch immer stärker werdend, so dass auch wir unsere Regenjacken und Helmhauben aufsetzen.

Der Weg zum Passo Bregn de l´Ors ist eine wahre Schlammschlacht - an Fahren gar nicht zu denken. Chrissi sagt alle 100m die Entfernung zum Pass an - den letzten Anstieg hatte ich mir schöner ausgemalt. Am Gipfel angekommen hört der Regen genauso plötzlich auf wie er angefangen hat, und die Sonne kommt raus.

Wir treffen Steffen und Tina, ein Paar aus Tübingen, das uns schon am 4 Tag am Lago di Giaccomo aufgefallen ist. Sie, weil sie eine auffällige weiß-schwarze Radhose trägt und er, weil er ein 29er Rad fährt (ein Mountainbike mit 29 Zoll großen Rädern - üblich sind 26 Zoll). Wir hatten bis dato noch nie ein 29er live gesehen. Wir kommen ins Gespräch und fahren zusammen die noch ausstehenden 20 Meter hoch zum Passo del Grotto, den ich beinahe komplett fahrend bewältige.

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Voll vermummt oben am Bärenpass (Paso Bregn de L´Ors)

Lediglich der Schlamm, und meine dafür ungeeigneten Reifen können meinen Aufwärtsdrang bremsen.. Von da aus führt ein sehr schöner, flowiger Trail bis zum Schotterweg. Chrissi bleibt an einem Huckel hängen und holt sich den nächsten blauen Flecken, aber nix Schlimmeres. Alle fahren - nur Tina schiebt, denn sie hat Höhenangst und der Weg führt - wie so häufig in den Alpen - genau an der Abbruchkante entlang. Sowas stelle ich mir beim Alpencross eher suboptimal vor.

Es folgt eine rasante Abfahrt auf abtrocknendenm Schotter. Trotzdem saut es noch ungemein. Die Räder erhalten eine komplett neue Farbe - schlammbraun. Man kann nicht mal mehr den Schriftzug auf meinem Dämpfer erkennen. Nach der Schotterabfahrt ist es bereits so warm, dass wir die Regenklamotten ausziehen können.

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Chrissi bei der Abfahrt vom Bärenpass

Steffen und Tina stoßen wieder zu uns, und ich nehme Steffens Angebot an und fahre ein Stück mit dem 29er. Es wirkt sehr stabil und ruhig, aber fährt sich irgendwie wie ein Traktor - bin daher nicht wirklich überzeugt von dem Trend, der in Amerika die Verkaufszahlen nach oben treibt. Also klemme ich mir meinen eigenen Drahtesel unter den Hintern und genieße die kurvenreiche Teer-Abfahrt.

Ab hier fahren wir gemeinsam, da wir sowieso das gleiche Ziel haben. Immer wieder müssen wir auf Tina warten, die kräftemäßig am Limit ist, ihren Hintern während der letzten Tage wund gerieben hat, nur wenige Abfahrten fährt, und mit ihrer Höhenangst zu kämpfen hat. Für sie muss es der volle Alptraum sein - für uns ist es ein Traum.

Wir fahren auf alten Radwegen und haben wunderschöne Ausblicke hinunter zur Sarca - dem Fluss, der uns bis zum Gardasee begleiten wird. Wir müssen immer wieder anhalten, weil wir uns an der Aussicht nicht satt sehen können. Ein Teil der Abfahrt verläuft an der Marocche di Dro, einer meiner ersten Touren am Gardasse im Jahr 96. Während ich damals fast nichts fahren konnte, komme ich heute jede Steigung rauf und auch wieder runter.

Ein Hochgefühl stellt sich bei mir ein. Vielleicht ist meine Fahrtechnik doch besser geworden - oder aber mein Enduro Bike verleiht mir Flügel.

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Blick ins Sarca-Tal

Eigentlich der Hammer welches Potential in dem alten Bock noch steckt (damit meine ich natürlich das Rad..). In Dro halten wir an einer Eisdiele. Steffens Angaben nach das beste Eis in der Gegend. Und tatsächlich schmeckt das Eis super lecker. Während wir unser Eis essen, tobt über uns ein Wärmegewitter. Wir sitzen geschützt vor der Eisdiele. Wenigstens werden so usere Räder wieder sauber.

Nach 30 Minuten ist der Spuk vorbei und wir düsen durch Arco auf bekanntem Sarca-Radweg bis nach Torbole zu unserem Hotel Villa Rosa. Geschafft - der Alpencross 2009 ist zu Ende. Ichfreue mich und bin unheimlich stolz, dass wir es geschafft haben. Aber irgendwie bin ich auch traurig, dass es heute vorbei ist. Es waren einfach so viele schöne Eindrücke in den letzten Tagen, die ich wahrscheinlich erst mal verarbeiten muss.

Gedanken zum letzten Tag:

  • ein Alpencross sollte zwar fordern, aber nicht überfordern
  • Mountainbiken ist kein Sport für Leute mit Höhenangst
  • Eistee ist kein Energie-Drink
  • eine gute Vorbereitung ist unverzichtbar
  • am Gardasee anzukommen ist für mich fast wie nach Hause zu kommen
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Wir genießen den Sonnenuntergang am Ziel unserer Reise

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