Kurz vor unserer Reise in den hohen Norden Brasiliens erreichte uns eine Nachricht von meiner Mama, sie hätte im Fernsehen einen Bericht gesehen, dass an unserem nächsten Stop in Salvador der Wassernotstand ausgebrochen wäre. Erstmal durchaus möglich, Brasilien erlebt momentan tatsächlich stellenweise eine ungekannte Dürre, zusätzlich liegt Salvador wie gesagt im Norden, der mit 300 Sonnentagen und einem noch heißeren Klima als wir es bisher schon hatten glänzt - wir waren gespannt.
Der Flug nach Salvador war schon im Vorfeld von unserer Fluggesellschaft Azul mehrfach geändert worden, wodurch wir schlussendlich in 3 statt 2 Etappen einmal quer durchs Land geflogen sind. Geklappt hat alles eigentlich gut, nur gedauert hats eben, aber um kurz vor Mitternacht, nach immerhin 16 Std Reise waren wir in Salvador am Gepäckband. Wir hatten uns auf Empfehlung in die Posada von Rolf, eines Deutschen gleich beim Flughafen und mit freier Abholung eingebucht. Was auch tadellos geklappt hat, wir waren kaum gelandet, da klingelte schon Romans Handy, er würde jetzt losfahren um uns zu holen. Zimmer war dann auch tatsächlich toll, und dass wir irgendwie ziemlich weit draußen zu sein schienen war insofern auch kein Problem, da lt. Rolfs Aussage in 1 Min Entfernung ein Bus in die Stadt ging.
Am nächsten Tag begrüßte uns Salvador mit Regen. Und zwar Sintflut, Tropen, nicht son bisschen Europa. Also zogen wir nach dem Frühstück erstmal los, um das ebenfalls lt. Rolfs Aussage nur 1 Min entfernte Mega-Shopping-Center zu suchen. Gab ja noch ein paar Sachen, die wir kaufen wollten. Aber irgendwie war da kein Shopping-Center. Da war Vorort, kein sonderlich sehenswerter, für eine gute Std. Zeitvertreib durch Kucken wars lustig. Aber nicht mehr. Also zurück zu Rolf, der uns dann hinfuhr - 25 Min mit dem Auto. Zurück sollten wir einfach den Bus nehmen. Das Center war dann wirklich riesig, wir verbrachten den Nachmittag also ganz gut, spannend wurde es dann erst wieder, als es an die Rückfahrt ging. Und wir es nicht schafften, einen Bus zum Anhalten zu bekommen bzw. zuzusteigen. Und wir sind schon viel Bus gefahren, wir sind keine Anfänger. Aber die Busse hier kommen mit voller Fahrt angebraust, halten wenn sich einer todesmutig davor wirft und dann wo grad auf der Straße Platz ist, und wo sie hinfahren muss man auch erst von der Anzeige ablesen. Kurz und gut: nach 2 Std wars dunkel und uns zu doof, also rein ins Taxi. Welches den Weg dann ebenfalls nicht finden konnte. Wohlgemerkt: immer noch alles bei strömendem Regen (wir hatten in der Zwischenzeit allerdings einen Schirm gekauft).Reichlich erledigt kamen wir dann doch irgendwann bei Rolf an und mussten ihm basierend auf der Erfahrung leider eröffnen, dass wir ihn am nächsten Morgen definitiv verlassen würden, um uns deutlich näher an der Stadt eine Unterkunft zu suchen.
Denn das Drama jeden Tag - keine Chance. Im weiteren Verfahren gestand er uns dann, dass er in seiner ganzen Zeit hier nur einmal Bus gefahren war, also eigentlich keine Ahnung hatte. Schuld sei aber einfach auch der Fakt, dass die schwarzen Taxifahrer hier keine Ahnung hätten, das liege in der DNA dieser Menschen, die wären einfach nicht so clever und außerdem auch per Definition ja auch faul. Wohlgemerkt: in Salvador sind 90% der Bevölkerung mehr oder weniger farbig, und der Gutste hat eine farbige Frau nebst Sohn. Nun gut, solchen Argumenten kann man sich dann nur noch mit Essen entziehen, wir gingen in die nächstgelegene Pizzaria und haben den Tag einfach Revue passieren lassen. Fazit: musste ja eigentlich auch mal was schiefgehen bei vier Wochen Abenteuer, ab Morgen wird das Wetter besser und alles andere auch.
Diese Einschätzung mussten wir allerdings am nächsten Morgen zumindest bezüglich Wetter wieder revidieren - immer noch Sintflut. Wir machten uns trotzdem auf Richtung Stadt, Rolf fuhr uns noch zum Busbahnhof ("mit den schweren Taschen, und dann müsst Ihr die auch noch tragen..." - ok, seine und unsere Welt wird sich wirklich NIE überschneiden), Eine Unterkunft war schnell gefunden, und wir nutzten eine Regenpause um in die Innenstadt zu fahren. Sehenswert in Salvador ist das sog. "Pelorinho", der ehemalige Pranger, eine Art riesiges Freiluftmuseum-Schrägstrich-Favella. Im Gegensatz zum Süden ist Salvador deutlich dreckiger, abgeranzter, verfallener. Das Pelorinho wurde, nachdem zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt jedoch mit viel Mühe restauriert, wobei hier immer noch die ursprüngliche, eher arme Bevölkerung wohnt. Dennoch tönt durch die Straßen Musik, und der afrikanische Einflluss macht sich durch Essen und die Baianas, dicke schwarze Frauen in traditionellen Kostümen bemerkbar. Eigentlich eine sehr schöne Geschichte - wenns nicht wieder regnet... Abends entschieden wir mit Blick auf den Wetterbericht, der Weltuntergang ankündigte, dass wir hier nicht bleiben wollen. Denn eigentlich waren ja noch vier Tage Strand geplant - aber Schwimmen wollten wir eigentlich nur im Meer, nicht auch vom Zimmer zum Frühstück!
Beim Abendessen ohne Blick übers Meer (war wegen des Wetters mit Plastikfolien zugehängt) entschieden wir, dass wir nach Rio zurückfliegen. Da war Sonnenschein angekündigt, außerdem hat's uns da gefallen, Strand war auch toll. Den Samstag verbrachten wir dann also erstmal damit, zu versuchen, unseren Flug (usprünglich Salvador --> Sao Paulo --> Frankfurt) dahingehend zu verändern, dass wir das erste Teilstück nicht antreten mussten bzw. in Rio --> Salvador ändern konnten. Erfolglos. Dafür buchten wir den Rio-Flug, der Rest klappt schon irgendwie. Der SA Nachmittag war wasserfrei, daher nutzten wir ihn, um uns auch noch Salvadors Unterstadt anzuschauen. Salvador ist nämlich geteilt, während das Pelorinho oben am Hang liegt, gibt es auch noch einen Teil unten am Meer, beides verbunden mit einem Aufzug. Abends gingen wir nochmal ins Pelorinho, auf der Suche nach Essen und Musik. Haben wir auch beides gefunden, die Innenstadt ist voll beleuchtet (also eigentlich beides, voll und beleuchtet), wirklich sehr schön!!
Und am nächsten Morgen gings GANZ früh wieder Richtung Rio, der Sonne entgegen.
Ach so, den Wassernotstand in Salvador gabs übrigens wirklich: bei Bauarbeiten wurde ein Hauptwasserrohr angebohrt. Hat sich aber durch den Regen dann erledigt, die Leute hatten größere Probleme, das Wasser von oben aus den Häusern zu bekommen als Trinkwasser in die Häuser rein.