Zusammen mit 6 Engländern, 3 Deutschen und 3 Finninnen gehts auf Richtung Flughafen. Dort erfahren wir, dass unsere Tour wg Wasserknappheit geändert wurde. Statt mit dem Boot zu den Wasserfällen kann man derzeit nur mit einem Kleinflugzeug darüberfliegen. Macht 2 statt 3 Tage Tour weil schneller aber teurer. Da uns klar war, dass das wahrscheinlich passieren würde ist das aber ok. Mit einer 5-Sitzer-Cessna geht es nach Canaima, einem Indio-Dorf und Startpunkt der Tour. Interessant dabei: während des Flugs ändert sich die Landschaft komplett. Ciudad Bolivar liegt relativ gerade, es ist trocken, steinig, staubig. 2 Std später: Landung im Wald mit Blick auf eine Lagune.
Unser Guide Mumba, ein Indio des hier lebenden Stammes, erklärt uns, dass wir heute Nachmittag eine Wanderung zu den Wasserfällen in der Nähe machen werden. Morgen Mittag findet dann der Überflug des Salto Angel, des grössten Wasserfalls der Welt, statt. Zwischendrin ist Freizeit, die wir am weißen Strand der Lagune verbringen können. Das ist auch gut so, denn nach der Aktion am Vortag brauche ich Wasser und mindestens eine weitere Mütze Schlaf.
Die Wanderung am Nachmittag ist unglaublich. Bewaffnet nur mit einem Foto, Badeklamotten und Schuhen fahren wir über den See und kraxeln los. Mich beeindruckt dabei besonders eine Engländerin: sie ist offensichtlich nicht mehr die Jüngste, sicher auch keine Sportskanone, aber sie krabbelt mit. Etwas langsamer als der Rest, aber konstant, ihrem Mann hinterher. Später erfahren wir, dass die Beiden, ebenso wie der Rest der Inselfraktion, gemeinsam mit einem riesigen Off-Road-Mercedesbus durch ganz Südamerika reisen. Die Zu- und Ausstiegspunkte unterscheiden sich - Liz und Fred (so heißt das ältere Paar) sind die komplette Route und damit seit 6 Monaten um den ganzen Kontinent gefahren. Memo an mich: so cool sein, wenn ich alt bin.
Gemeinsam gehen wir hinter den Wasserfällen entlang, und danach zu einer Gumbe auf der Oberseite der Felsen. Sie ist nicht sonderlich gross, aber nach und nach sitzen alle im Wasser oder am Rand. Es wird sich unterhalten, und unser Indio-Nachwuchsführer Angel bekommt eine Englischstunde verpaßt, in dem alle Fragen an ihn stellen. Plötzlich öffnet der Himmel seine Schleusen, und ein warmer Regen geht auf uns nieder. Entsprechnd wird dann auch der Abstieg etwas matschig.
Das Abendessen verbringen wir bei den Engländern, eine voll nette Truppe!! Fast alle haben schon viele Länder bereist und sind auch jetzt über mehrere Monate unterwegs. So entstehen wirklich interessante Gespräche.
Den nächsten Vormittag haben wir wieder zur freien Verfügung, und verbringen ihn wieder am Strand der Lagune. Um 11Uhr geht es dann endlich auf zum Highlight: dem Flug über den Salto Angel, mit fast 1km Höhe 6x höher als die Niagarafälle. Durch Zufall hatten wir vor unserer Abfahrt noch den Pixar-Film "Oben" gesehen, der hier spielt. Entsprechend hoch waren also die Erwartungen. Der Flug führte uns durch die Tafelberge, ein unbeschreiblich schönes Panorama!! Und dann, der Pilot setzt zur entscheidenden Kurve an - und wir trauen unseren Augen nicht!! Trockenzeit ok, aber die Fälle sind quasi abgeschaltet. Roman überlegt sogar, überhaupt keine Fotos zu machen. Ich rede es mir damit schön, dass die abgeschalteten Fälle vielleicht ja auch ungewöhnlich sind. Abends sehen wir von einer zweiten Gruppe, die nur zwei Std später über die Fälle geflogen ist, tatsächlich Fotos des Wasserfalls, wo viel mehr Wasser auf dem Weg nach unten ist. Trotzdem hat sich der Tripp absolut gelohnt!!
Und jetzt freue ich mich auf ein paar erholsame Tage in Ciudad Bolivar, bevor die nächste Tour in den Dschungel des Orinoco-Deltas losgeht.
