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Ein schneller Espresso in Meran, bevor es los geht
(Foto: Roman)

Meran bis St. Walburg über das Vigiljoch

Heute eine "Erholungs-Etappe" mit coolen Trail-Abfahrten vom Vigiljoch - so war zumindest unsere Vorstellung. Die Realität sieht meistens leider anders aus. Spätes Frühstück mit reichhaltigster Auswahl - diesmal sind sogar noch andere Gäste mit uns im Hotel. Danach lockeres Rollen in die wunderschöne Innenstadt von Meran. Dort wollen wir einen schnellen Espresso schlürfen - was sich als gar nicht so einfach herausstellt, denn die typischen, italienischen Steh-Caffes sind den touristischen "Sitz-Caffes" gewichen - aber Julia kennt sich hier aus, und lotst uns zielsicher zu einem. Nachdem noch fix Geld tanken, und von da aus auf der Hauptstraße zur Gondel. Komisch - obwohl ein genialer Radweg durch die Weinberge parallel zur Straße führt, hat der ULP-Planer uns über die Straße geschickt. Auch hier könnte man den Weg angenehmer gestalten.

An der Gondel dann eine kleine Schrecksekunde - Bikes werden zischen 10 und 12 Uhr nicht befördert (und natürlich haben wir 11 Uhr). Aber heute ist relativ wenig los, da dürfen wir ausnahmsweise mitfahren. Sehr zum Ärger aller drängelnden Rentner dürfen wir als Erstes einsteigen und unsere Bikes an die Gondelwand lehnen. Während der Gondelfahrt werden wir auf unsere "Bike Alpin"-Team Trikots angesprochen. Einer der Mitfahrer hält uns für Bike-Guides und erzählt stolz, dass er dieses Jahr auch über die Aplen fahren wird. Nachdem wir das mit den Trikots richtig gestellt haben, unterhalten wir uns noch super nett zur Ausrüstung, GPS usw. - so vergeht die Fahrt wie im Flug. Oben angekommen geht es auf relativ flachem Schotterweg bis zum Gipfel. Abgesehen von einigen steileren Rampen keine wirkliche Herausforderung und so kommen wir alle ziemlich entspannt hoch. Julia und ich fahren gemeinsam, Stefan ist wieder mal sehr unterfordert und prescht schon mal voraus. Kurz vor dem Gipfel zweigt die Taktik auf einen schmalen Trail ab. Ist OK - geht permanent auf und ab, ist leider nur stellenweise fahrbar. 100m fahren, dann 50m schieben, wieder 50m fahren, dann wieder schieben. Von "Flow" bisher keine Spur. Das letzte Stück zur Staffleralm ist eigentlich unfahrbar - der sog. Trail geht senkrecht zu den Höhenlinien und die meterhohen Stufen machen die Abfahrt auch nicht leichter. Wenigstens ist die Aussicht wieder mal höchst beeindruckend..

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Eine der wenigen, fahrbaren Passagen am Vigiljoch
(Foto: Stefan)

An der Alm gibt es sehr leckeren Hollunderblütensaft von einem eher schweigsamen Almwirt. Wir probieren noch frisch getankte Kuhmilch (eigentlich total lecker), dösen noch ein paar Minuten in der Sonne und machen uns danach an die Abfahrt - oder besser gesagt, den weiteren Abstieg. Fahren könnte man das höchstens mit echten Downhill-Bikes und 160mm Federweg. Mit solchen Bikes kommt man aber gar nicht bis zur Alm hoch.. Da wir vom Schieben langsam genug haben, umfahren wir die Passage auf absolut langweiligem Forstweg. Die anschließende - als "kurzer Gegenanstieg" beschriebene Passage entpuppt sich als gerade noch machbare Trage-Strecke. Hier ist definitiv noch nie ein Biker gefahren, dieser Weg wurde vermutlich nur auf einer TOPO-Karte zusammengeklickt. Hier bekommt UPL-Bikes definitiv noch eine Mail von uns - was für ein verschwendeter Bike-Tag!

Nach der Schieberei rollen wir noch bis St. Walburg ins Hotel Alpenhof und schaffen es gerade noch rechtzeitig zur Jause, auf die sich Stefan und ich schon den ganzen Tag gefreut haben. OK - eigentlich ist es lediglich Salami und abgepackter Käse, aber dafür bekommen wir von einem Hotelgast spontan unsere Radler spendiert und noch einen leckeren Moosbeeren-Schnaps hinterher. Diesmal gibt es Halbpension und wir dürfen uns 2 Vorspeisen und ein Hauptgericht aussuchen.

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Der "kleine" Gegenanstieg - nie im Leben mit dem Bike fahrbar (Foto: Roman)

Das Hotel ist fast voll - endlich mal sind wir nicht die einzigen Gäste. Beim Abendessen werden wir dezent gefragt, ob wir nicht evtl. außerhalb des Speisesaals sitzen möchten. Dabei haben wir doch geduscht und uns auch halbwegs passabel angezezogen? Aber bei der im Schnitt 100jährigen Klientel, die alle ihre Stammplätze im Speisesaal haben, ist es wahrscheinlich unmöglich uns einen 4er Tisch zu geben. Also hocken wir gedrängt an einem Mini-Tisch, während die Paare zu Zweit an großzügigen 6er Tischen sitzen. Wenigstens ist das Essen lecker, der bestellte Pino ausgezeichnet, und das Nachtisch-Buffet der volle Hammer.

Wir verstellen noch einmal Julias Bremsen, die heute bremsbedingt fast jede Abfahr herunter geschlittert ist (unglaublich dabei ist die XT-Bremse mehrfacher Testsieger - Julia scheint ein Montagsmodell erwischt zu haben), ölen noch Stefans Tretlager, das heute ganz komische Geräusche von sich gegeben hat, und versacken noch bis halb 12 in der Weinstube. Wobei der Rotwein echt bescheiden schmeckt. Wir quatschen wie immer über Gott und die Welt - trotzdem war das der mit Abstand schlechteste Tag der Tour.

Gedanken zum Tag:

  • Auffahrt mit der Seilbahn ist irgendwie komisch
  • Nur Schieben macht auch keinen Spaß
  • Ein zu volles Hotel ist auch keine Lösung
  • Nicht jeder Rotwein ist auch lecker

 

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Wenigstens das Panorama entschädigt ein wenig für den "verlorenen" Bike-Tag (Foto: Stefan)
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Enspanntes Sonnenbad an der Staffleralm (Foto: Selbstauslöser)

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