Unser nächster Stop war wieder wasser- aber diesmal nicht strandlastig. Mit einem Übernachtungszwischenstop in Rio gings nämlich nach Foz do Iguacu, zu den großen Wasserfällen im brasilianisch-argentinischen Grenzgebiet. Um das Ganze gleich richtig in die wichtigen Besichtigungsorte dieser Welt einzuordnen: im Bus vom Flughafen in die Stadt saß ich neben einer Französin, die in der Hand die Traveler-Bibel "Lonley Planet" von Argentinien hielt. Auf der Buchvorder-seite: ein Bild der Wasserfälle. Die Wasserfälle liegen genau auf der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien, folglich können (und sollten) sie auch in beiden Ländern aus besichtigt werden. Verdeutlicht vielleicht auch nochmal die Größe. Die brasilianische Variante gilt als die mit dem schöneren Blick, die argentinische führt näher an die Wasserfälle heran.
Wir kamen mittags am Flughafen in Foz de Iguacu (brasilianische Ausgangs-Stadt) an. Foz liegt ein Stück weiter südlich als Rio, Folge: das Klima ist hier kühler. In der Realität heißt das, dass es etwa dem maximal möglichen deutschen Sommer entspricht, lange Kleidung oder geschlossene Schuhe weiterhin Fehlanzeige. Wir fuhren mit dem Bus in die Stadt und machten uns auf die Suche nach unserer Unterkunft, ein Bed&Breakfast - die Pousada Bella Casa - vermietet von einer netten Brasilianerin, Silvana. Die erwartete uns auch schon sehensüchtig, wir wurden mit Bussis und Kaffee begrüst, schönes Zimmer, süßer Pool - und nachdem wir seit halb5 früh auf den Beinen waren, war der für den Rest des Tages unsere Welt. Abends bekamen wir gleich noch ein Restaurant empfohlen, wobei das bei näherem Hinsehen doch eine gewisse Kantinenoptik hatte (dafür aber einen Knallerpreis). Nachdem Roman das für die Ausführung seiner Frau nicht als standesgemäß empfand (fehlendes "Ambiente"!!), sind wir stattdessen bei einem Argentinier gelandet, mit entsprechenden Steaks. Auch nicht zu verachten!! Abschließen wollten wir den Abend noch mit einem Absacker in einer Bar, wo uns nach 5 Minuten unser brasilianischer Tischnachbar in ein Gespräch verwickelte. Über Brasilien (tollstes Land der Welt) und Europa (Holland hat die schönsten Frauen (????)), und Deutschland (beste Autos der Welt) und Argentinien (nicht sehenswert, was übrigens der Meinung aller Brasilianer entpricht).
Am nächsten Morgen wurden wir von Silvana mit einem Mörderfrühstück und guten Tipps für den Tag empfangen. Auf dem Plan stand die brasilianische Seite der Wasserfälle, die man mit einer Tour oder mit dem öffentlichen Bus und auf eigene Faust erkunden kann. Jetzt habe ich bekanntermaßen eine sehr differenzierte Meinung zum Thema "geführte Besichtigungen" (macht manchmal Sinn, aber nicht immer), aber die Führungen hier war schon echt eine harte Variante auf der "Bloß nicht machen"-Seite: der öffentliche Bus fährt bis vor die Tür, die Wege sind bestens ausgebaut, und wer nicht blind und taub ist sieht die Wasserfälle. Aufgabe der Führer: gute Frage, außer Rumstehen habe ich sie nicht viel tun sehen. Galt übrigens auch für die argentinische Seite am nächsten Tag.
Der Weg führt am Fluß entlang, und man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus: auf der anderen Flussseite werfen sich Massen an Wasser bis zu 80m in die Tiefe, in diversesten, immer breiter werdenden Fällen, die sich wie eine Perlenkette aneinander reihen. Je weiter man dem Weg folgt, desdo beeindruckender wird der Blick, bis man am Ende über eine Art Brücke den Fällen (und damit einer natürlichen Dusche) noch ein ganzes Stück näher kommt. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir in Südamerikas größtem privaten Vogelpark, der praktischerweise gleich nebenan liegt, und der eine Heimat für alle möglichen Vögel incl. Tucane und Papageien ist. Letztere leben in einer riesigen Voliere, wo sie auch frei fliegen, und die man auch betreten kann. Offensichtlich machen sich die Viecher dabei einen Spass, möglichst nahe über die (natürlich zu Tode erschreckenden) Touris zu fliegen. Saucoole Nummer!!
Teil 2 der Wasserfälle stand am nächsten Tag an: die argentinische Seite. Dazu muss man erstmal mit dem Bus über die nahe Grenze und dann den Bus wechseln. Oder man landet in einem Taxi, fährt zum gleichen Preis, so gings uns. So ein Grenzgebiet ist ja für uns Europäer mittlerweile etwas doch recht Ungewohntes, aber wiedereinmal zeigte sich, dass die Freunde hier einfach wissen, wie man Touris sicher und schnell von A nach B schleust, lief alles völlig problemlos. Allerdings war diesmal nicht irgendein Tag unter der Woche sondern Karfreitag, und der ist hier ebenfalls Feiertag. Folge: MENSCHENMASSEN!!! Und jeder auf der Jagd nach den besten Fotos - da muss man sich schon zusammenreißen, damit man sich auf das Wesentliche (die Wasserfälle) und nicht das beste Foto oder das Schubsen eines anderen, einfach ZU nervig drängelnden Touris konzentriert. Aber - auch der Besuch hat sich wirklich gelohnt, ist schon beeindruckend, wenn man direkt über den gewaltigen brodelnden, spritzenden Wassermassen steht.
Dank An-/Abreise waren wir tatsächlich den ganzen Tag unterwegs, lustigerweise immer mit dem gleichen netten Busfahrer. Der hatte auf dem Rückweg seine liebe Mühe, seinen internationalen Gästen das Einreiseverständnis der Brasilianer näherzubringen, reist man hier nämlich (was die meisten tun) am gleichen Tag ein und aus, braucht man seinen Pass an der Grenze bei der Wiedereinreise nicht vorzuzeigen. Was sich mir schon auf Deutsch nicht erschließt, geschweige denn in seiner Erklärung auf Spanisch oder Portugisisch. Dafür verteilte er für den ganzen Bus Karamellbonbons. Wohlgemerkt: das war ein normaler, öffentlicher Bus. Könnte sich die VAG mal ne Runde abschneiden, wenn sie über die Stadtgrenzen fährt!!! Abends gaben wir der Kantine dann doch noch eine Chance, und siehe da - Ambiente gabs zwar nicht, aber dafür wirklich gutes Essen!! Nachdems heute morgen wieder früh Richtung Flughafen rausging, sind wir nach dem Essen nur noch heim und ins Bett gerollt.