saigonVerkehr
Eine normale Kreuzung um 6 Uhr - sobald es grün wird, hupen alle und fahren los..

Dass Saigon (oder wie es offiziell heißt Ho-Chi-Minh-Stadt) in einer Liga mit anderen asiatischen Metropolen spielt, ließ sich direkt bei der Einfahrt ins Zentrum erkennen: man hört ja immer von den vielen Mofas und dem schlimmen Verkehr in diesen Städten. Und soweit ich mich erinnern kann, kommt vielleicht noch Kuala Lumpur hier an den ersten Eindruck ran - wir waren umgeben von hunderten, tausenden konstant hupenden Mofas.

Wir hatten das erste Mal kein Hotel vorgebucht, nur eine kleine Vorauswahl hatte ich daheim schon getroffen. Und mein Favorit, das Hotel Mai Phai hatte auch tatsächlich einen Platz für uns, für 18$ pro Nacht einschließlich Frühstück. Nachdem wir eingecheckt hatten, besorgten wir im benachbarten Reisebüro noch unsere Zugtickets für den übernächsten Tag, und da es in der Zwischenzeit bereits 5Uhr Nachmittags war, stand nur noch ein ausgiebiger Stadtspaziergang auf dem Programm.

saigonHandarbeit
Echte Handarbeit - Schuhe werden nach Wunsch maßangefertigt

Vorbei an Märkten mit ihren immer gleichen Angeboten, an Parks, an noblen Hotels und noblen Läden gingen wir Richtung Saigon-Fluss, auch in der Hoffnung, hier etwas Essbares zu finden. Wie sich rausstellte vergeblich, also zurück in unser Viertel. Hier gabs sogar noch ein chilenisches Abschlussweinchen. Nur unseren Bericht über die letzten Tage konnten wir nicht mehr schreiben, oder auch nur einen Wecker stellen - der Schlüssel zum zentralen Tressor war sicher mit der Hotelbesitzerin nach Hause gegangen.

Folglich fing der nächste Tag gemütlich an, auch das Frühstück konnte sich sehen lassen. Und was macht man dann in einer Metropole? So zum richtigen Kennenlernen? Richtig, man geht Shoppen. In unserem Fall auf dem Ben-Thanh-Markt. Motto: "Was wir nicht haben, braucht man nicht". Stimmte auch, nur eins war nervig: hier wurde man nicht nur in die Lädelchen gebeten, hier wurde man hineingezogen. Heißt konkret, man hatte permanent 5-15 asiatische Mädels diversen Alters an einem hängen, die an den Armen in alle Richtungen zogen. Kann ich ja schon nicht wirklich haben, aber Roman war nach einem paar Schuhe, einer Hose und einem Shirt durch mit Shoppen. Und wer Roman kennt, weiß, dass man dann besser SOFORT das Programm wechselt. War aber auch ok, shoppe ich halt in Hanoi weiter, muss ich die Sachen auch nicht so weit tragen.

saigonWiedervereinigungspalast
Noble Einrichtung im Wiedervereinigungspalast

Die nächste Station auf dem Besichtigungsprogramm sollte der Unabhängigkeitspalast sein, wo einst der Vietnamkrieg sein Finale gefunden hatte. Leider hatten wir in der Zwischenzeit die Mittagspause (beginnt hier um 11Uhr) erreicht, also weiter ums Eck, zum Kriegsrestemuseum. Hier wird extrem plastisch über die Auswirkungen des Vietnamkriegs auf den kleinen Mann berichtet. In Form von Fotos über Foltermethoden, über die Auswirkungen von Agent Orange und die des Krieges an sich, auf Vietnamesen, und (wenn auch verhältnismäßig wenig) auf die jungen amerikanischen Soldaten. Eindrücklich ist besonders eine Fotoausstellung von amerikanischen Kriegsreportern, deren teilweise bekannte und preisgekrönte Bilder maßgeblich zum Umdenken der amerikanischen Bevölkerung beigetragen hat.

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Notre Dame mitten in Saigon

Normalerweise halten wir uns in Museen irgendwie nie soo lange auf (Kunstbanausen halt), hierher kamen wir am Ende unseres Tages noch einmal, weil wir wieder von der Mittagspause überrascht wurden. Wieder auf den Straßen von Saigon gingen wir vorbei am Backsteinbau der Notre Dame-Kirche und dem wunderschönen kolonialen Postamt, in einen etwas weiter entfernten Bereich der Stadt. Hier findet sich die farbenfrohe Pagode des Jadekaisers.

Von dort aus machten wir unseren zweiten Anlauf auf Wiedervereinigungspalast und Kriegsrestemuseum. Und diemal hatten wir mehr Glück: der Palast war offen. Zu sehen gibt es in dem typischen 60er-Jahre-Betonbunker die diversen Empfangssääle und Büros, gefüllt mit schönen Möbeln, Teppichen und anderen Schmuckmöbeln. Im Keller verbirgt sich außerdem die Schaltzentrale, mit der Südvietnam bis Kriegsende mit den USA verbunden war und seine Einsätze gegen die Nordvietnamesen plante. Sehr lustig, sehr "Good-bye Lenin"-like, mit alten Ledersesseln und Telefonen mit Wählscheibe...

Nach einem kurzen Duschstop im Hotel nahmen wir das Abendessen in Angriff. Zwar wieder nicht wie geplant im "Miss Saigon" (wieder abgerissen), dafür aber in einem Restaurant, welches "Wild Boar" anbot. Musste Roman gleich probieren, und natürlich gleich die große Portion. Leider stellte sich sein Bär weder als sonderlich lecker noch als sonderlich viel heraus, und Sauce gabs auch keine. Wenig Fleisch mit trockenem weißen Reis, sozusagen. Also Gemüse nachbestellt, und zum Abschluss noch ein Weinchen in unserem Lokal vom Vorabend genossen. Und dann aber schnell heim, packen und bezahlen, der Zug zum Strand geht schon um 6:30!!

saigonKokosnuss
Kurzes Erfrischungs-Päuschen mit frischer Kokosnussmilch

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