Mann es ist fünf ! Uhr in der früh und der Wecker klingelt - dabei sind wir doch im Urlaub (dachte ich zumindest - das Leben ist machmal ungerecht). Hilft nix, wir müssen raus, denn unser Zug nach Nha Trang geht um 06:25 Uhr. Gepackt hatten wir gottseidank schon gestern, also gähnend in das bereitstehnde Taxi steigen und ab zum Bahnhof. Unglaublich wie viele Saigoner um diese Zeit bereits wach sind, und ihre Buden aufbauen, oder aufräumen. So viel Betrieb erlebt man in Deutschland frühestens um halb 8. Von den 2 Millionen Rollern sind allerdings höchstens 300 000 unterwegs. D.h. wir kommen problemlos und zügig bis zum Bahnhof.
Der Zug ist bereits da, also nehmen wir unsere reservierten Plätze ein. Eigentlich sehr bequem - mindestens wie im Reisebus. Pünktlichst rollt der Zug los und fährt noch mindestens 30 Minuten durch die Stadt - Saigon muss riesengroß sein. In kurzen Abständen kommt der Verpflegungsservice durch die Waggons. Es gibt Kaffe, Reis mit Hühnchen, Nudelsuppe, Knabberzeug, Früchte - eigentlich alles was das Herz begehrt. Im Zug toben vietnamesische Kinder und ich stelle mir mal den Tumult in der Deutschen Bahn vor.. Dort hätten die Fahrgäste schon den Schaffner herbei gerufen. Hier nimmt das Jeder gelassen. Nur schade, dass sofort nach dem Losfahren der Fernseher angeworfen wird. Darin werden in der Regel vietnamesische Schnulzen und asiatische Kung Fu C-Movies präsentiert. Dagegen hilft nur den iPod aufsetzen, und sehr laut aufdrehen. Der Blick aus dem Fenster entschädigt definitiv für alles.
Wir fahren endlich auch mal über Land. Anders als in Malaysia gibt es jedoch keinen dichten Regenwald. Dieser wurde im Krieg durch die Amerikaner mittels Entlaubungsmitteln und Herbiziden zerstört, bzw. wurde zum Wiederaufbau des Landes abgeholzt. Aber auch so mach es Spaß die perfekt angelegten Reisfelder anzuschauen, oder die Berge zu bewundern. Eine zeitlang können wir sogar das Meer nur 30m von den Schienen entfernt sehen. Die Fahrt vergeht wie im Flug und wir erkundigen uns vorsichtshalber beim Oberschaffner wann wir aussteigen müssen. Dieser schickt uns sofort zur Tür, aber ein junger mann (Unterschaffner?) bedeutet uns mit Gesten, dass wir uns noch setzen sollen, weil es noch 10 Minuten bis nach Nha Trang sind. Unglaublich wie nett die Vietnamesen Fremden gegenüber sind, auch wenn sie relativ schlecht englisch sprechen..
Auf dem Stadtplan sind es nur einige 100m bis zu den Hotels, daher laufen wir einfach los und können auch die hartnäckigsten Taxi und Moped-Fahrer abschütteln. Anders als zu Beginn des Urlaubs fallen wir auf keine Schlepper mehr herein - echte Backpacker eben. Wir haben kein festes Hotel gebucht, sondern wollen sie der Reihe nach abklappern, aber bereits im ersten haben wir Glück. Das "Perfume Grass In" hat noch ein großes, helles Zimmer für 30$ inkl. Frühstück frei. Wir schlagen zu, erfrischen uns mir einem kalten Tiger-Beer aus der Minibar und brechen umgehnd zum Strand auf. Sand, Meer, Sonne - herrlich.
Nur mal lesen, dösen und die Seele baumeln lassen. Klappt super - auch wenn Nha Trang eher ein touristisches Kaff mit Hotel-Hochburgen ist. Dies wird uns spätestens abends bewußt, als wir knapp 30 Lokale abklappern müssen, bis wir eins mit vietnamesischer Küche finden. Alle anderen bieten Western-Food an. Nach dem Essen stürmen wir noch einen 7/11 Store und versorgen uns mit kalten vietnamesichen und günstigem französischen Weißwein. Wir genießen den Wein am Strand inmitten von feiernden Vietnamesen - einfach schee. Kontaktscheu ist hier niemand. Ein paar Teenies flirten ein wenig mit Chrissi und finden sogar mich "handsome" (= attraktiv für alle Nicht Engländer).
So verbringen wir auch die nächsten Tage. Heute mussten wir jedoch früher vom Strand, weil dicke Wolken aufgezogen sind. Es hat sogar geregnet - diesmal aber nur billig europäisch. Der Franzose war übrigens schlechter als der Vietnamese - zumindest weintechnisch. Und morgen satteln wir wieder unser Huhn und bewegen uns nach Hoi an. Diesmal mit dem Flugzeug.