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Unser Schiff für die Halong Bay

Wenn man schon Vietnam bereist, darf man sich auf keinen Fall ein weiteres Unesco Weltnaturerbe entgehen lassen - die berühmte Halong Bucht. Hier ragen 1969 (wir haben aber nicht alle gezählt) zum Teil mehrere 100m hohe Kalkfelsen aus dem speigelglatten Meer heraus. James Bond Fans dürfte die Kulisse bekannt vorkommen - wurde hier doch "Der Morgen stirbt nie" mit Pierce Brosnan gedreht. Nachdem unsere Abhol-Zeit nur ungefähr bekannt war - die Dame an der Rezeption meinte, dass die Touren i.d.R. alle gegen 8 Uhr starten - frühstückten wir noch gemütlich, Chrissi organisierte noch Geld für die nächsten Tage und wir warteten im Foyer auf unseren Fahrer. Dieser tauchte auch gegen halb 9 auf und erklärte uns mit Händen und Füßen, dass er uns zur Bucht fahren würde. Nachdem er kein einziges Wort englisch sprach, war mit einer angeregten Unterhaltung nicht zu rechnen. Also verschliefen wir einen großen Teil der Fahrt - nur unterbrochen durch einen Zwischenstopp in einer überteuerten Touri-Mall, bei der wir uns (sehr zum Unwillen unseres Fahrers) weigerten auszusteigen. Nach knapp 4 Stunden Fahrt kamen wir an der absolut überfüllten Pier an und warteten auf unser Einchecken auf das Boot. Unsere Mitreisenden waren ein bunt gemischter Haufen - streitende Asutralier mit Kids, eine französische Familie mit pubertären Divas, drei sehr übergewichtige Ladies, die sogar die Fähre zum wanken brachten, und noch einige andere Gäste. Insgesamt waren wir knapp 22 Leute auf dem Schiff.

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Ruhe an Deck mit einem Gläschen leckeren Wein - traumhaft

Wir mussten unseren Tisch mit zwei Australierinnen teilen (Mutter und Tochter), die uns zunächst eher unsympathisch waren, sich im Verlauf der Reise aber doch als halbwegs nett heraus stellten. Es gab ein sehr leckeres 7 gängiges Meeresfrüchte-Menü mit Garnelen, Suppe und diversesten Fischarten auf verschiedenste Arten zubereitet. Dazu konnte man an Bord extrem überteuerten Wein ordern. Die wollten sogar für ihre eineheimische Plörre 15 US$ haben - und der Wein war wahrhaft ekelig. Daher entschieden wir uns für den zweitteuersten Wein aus Chile für ein Schnäppchen von 25 US$. Das Schiff hatte während des Menüs abgelegt und wir durchfuhren eine wirklich beeindruckende Landschaft. Der leichte Dunst gab dem Ganzen eine besondere Atmosphäre - so als würde jeden Augenblick ein Piratenschiff um die Ecke biegen. Wir zogen uns mit unseren Weingläsern auf das Deck zurück und konnten zumindest eine halbe Stunde lang die Ruhe genießen und die Berge bewundern.

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Die gut erhaltene Tropfsteinhöhle Hang Thien Cung (Grotte des Himmlischen Palastes)

Irgendwann kamen auch alle anderen Passagiere an Bord und wer schon mal Leute aus "Down Under" erlebt hat, kann sich vorstellen dass es mit der Ruhe sehr schnell vorbei war. Wir fuhren nach kurzer Zeit zu einer Tropfsteinhöhle, die wir zu Fuss erkunden konnten (anscheinend das Halong-Standard-Programm). Die Höhle ist aber tatsächlich sehr schön und trotz der unzähligen Touristen noch sehr gut erhalten. Wie überall in solchen Höhlen, kann man in die Felsen verschiedenste Bilder rein interpretieren, was wir auch ausgiebig taten.

Von da aus ging es wieder zurück zum Schiff und noch eine Runde weiter bis zu einer Insel mit erhöhtem Aussichtspunkt. Nachdem wir gehört hatten, dass der Aufenthalt auf eine Stunde begrenzt war, begruben wir unser Vorhaben mit Kanus zwischen den Felsen zu paddeln. Wir beschränkten uns auf das Erklimmen des Gipfels (wenn es einen Berg gibt, muss Roman immer rauf - sagt Chrissi Cool), und ein anschließendes Bad in der Bucht. Das Wasser hätte ruhig ein paar Grad wärmer sein können. Unser überteuertes Tiger-Beer mussten wir auch eher stürzen, da der Guide noch vor Ablauf der Stunde zum Aufbruch drängte. Alles eher ein bißchen hektisch, als entspannend.

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Ein romantischer Antrag an Bord (und sie hat JA gesagt..)

An Bord hatten wir ausreichend Zeit zum Duschen, bevor es ans Abendessen ging - wieder Meeresfrüchte, wieder 7 Gänge. Es gab Krabbe und diverseste andere Leckereien. Dabei waren wir vom Mittagessen immer noch satt. Zu späterer Stunde wurde noch eine weitere Flasche Chilenischen Weins geordert und wir unterhielten uns mit der australischen Tochter über Gott und die Welt. In der Zwischenzeit war das Schiff in einer geschützten Bucht vor Anker gegangen. Geschützt - nicht ruhig. Außer unserem Boot lagen dort noch geschätzte 30 weitere Boote vor Anker. Es war trotzdem schön, die Lichter der Boote auf dem Wasser zu sehen und die leise Musik der anderen Boote zu hören (OK - die Karaoke Vorführung von "Eye of the Tiger" vom australischen Nachbarschiff gehörte nicht dazu).

Wir haben unseren Schlummertrunk auf dem Deck zu uns genommen. Da habe ich die Gelegenheit genutzt, Chrissi einen Antrag zu machen. Den Ring hatte ich schon wochenlang mit mir herumgetragen und auf eine passende Gelegenheit gewartet - das war so eine. Wir genossen noch eine zeitlang die laue Sommernacht und tranken unsere Weinflasche leer, bevor wir unsere Schlafkabine ansteuerten - Frühstück sollte es nämlich bereits um 6:30 geben. Obwohl die Diesel-Aggregate der Schiffe die ganze nach liefen, war der Lärmpegel auszuhalten und auch der Gestank hielt sich in Grenzen. Es wäre mit trotzdem lieber gewesen, wenn wir an einem ruhigeren Ort geankert hätten. Der Sonnenaufgang an Bord war wieder was für Genießer. Vor der Rückfahrt besuchten wir noch eine einsame Insel, auf der man Affen sehen sollte. Wir sahen an dem Tag leider keine. Vermutlich hatten die nach 1000 Besuchern die Schnautze voll. Von da aus ging es eher unspektakulär zum Ausganspunkt zurück, wo bereits unser Fahrer auf uns wartete. Er versuchte noch einmal die Masche mit der überteuerten Touri-Mall und wir weigerten uns erneut, überhaupt auszusteigen. Ein Vietnamese erklärte uns in echt herablassender Art, dass wir doch aussteigen sollen, aber wir blieben hart. Schade dass die Entwicklung eines so schönen Landes in Richtung Touri-Abzocke geht. Von diesen Ländern gibt es schon genügend - wer sowas mag, sollte Thailand auf seinen Wunschzettel setzen. Dort sind sie bereits Profis darin...

So ging eine lanschaftlich, kulturell und erlebnistechnisch wunderschöne Reise zu Ende. Der Blick in die Zukunft verheißt jedoch nichts Gutes. Wer sich mit dem Gedanken trägt Vietnam zu bereisen, sollte sich daher beeilen, wenn er noch etwas vom ursprünglichen Vietnam erleben möchte..

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Andrang beim Besuch der Tropfsteinhöhle, trotzdem ein beeindruckendes Erlebnis

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