Wir müssten wieder mal Wäsche waschen und wollen daher auf unserem Weg zu den Fjorden wieder mal einen "Campingplatz" aufsuchen - nicht dass es anderweitig notwendig wäre - das WoMo hat noch zwei volle Batterien, und die erste Gasflasche ist auch noch nicht leer (obwohl sie die Energie für den Kühlschrank, Warmwasser und den Herd inklusive Backofen bereitstellen muss). Die nächste größere Stadt auf unserer Strecke ist Invercargill, von wo aus man auf die Insel Stewart Island fahren könnte, wo man wunderbare Tierbeobachtungen machen könnte und auch den Neuseeländischen National-Vogel - den Kiwi - zu Gesicht bekommt. Da aber Vögel und Wandern für unsere beiden Jungs eher unspannend sind, ersparen wir ihnen mehrere Stunden in der Kraxe/Trage und lassen diese Sehenswürdigkeit aus. Das ist einer der ganz kleinen Kompromisse, die wir den Kids zuliebe eingehen. Generell müssen wir uns aber nur wenig zurücknehmen, Henry und Rufus machen das Meiste relativ anstandslos mit.
Chrissi hat einen Campground im Stadtzentrum gefunden, so können wir die Innenstadt zu Fuß erkunden.
Wir kommen schon gegen Mittag am Campingplatz an und haben dadurch genug Zeit mit Rufus Fußball zu spielen, ausgiebig zu duschen und auch ein Schwätzchen mit unseren einheimischen Nachbarn zu halten, die 8 Monate unterwegs sind und ursprünglich von der Nordinsel kommen. Lauter nette "Alte" und Henry lässt wieder seinen Charme spielen, und wickelt damit die Mädels sofort um den Finger. Gegen 4 brechen wir in die Stadt auf. Leider haben wir auch hier keinen Ort gefunden, an dem der "Bär steppt" - immerhin ist es nicht so schlimm, dass durch die Straßen Büsche fliegen wie in den alten Wild-West-Filmen. Aber wir finden auch hier keine Eisdiele (sehr zum Leidwesen von Rufus, der lautstark nach Eis verlangt und sichtbar enttäuscht ist, als er keins bekommt) und erst nach längerem Suchen ein Caffé wo wir zumindest ein halbtrockenes Zimtgebäck ersteigern - definitiv kein adäquater Ersatz für Eis ;-). Kurz darauf meldet Henry Hunger an, also machen wir uns möglichst schnell auf den Heimweg, denn hungrig ist der kleine Kerl sehr unleidig. Am Campingplatz gibt es eine Mikrowelle, so geht das Warmmachen wenigstens schnell. Ist auch gut für uns, denn nachdem wir vergessen haben die Hähnchenbrust aus dem Gefrierfach zu holen, ist heute Reste-Essen angesagt. Wir können zwar noch vor dem Camper Abendessen, aber kurz danach beginnt es zu tröpfeln, so dass wir den Abend im Camper ausklingen lassen müssen.
Am Morgen hat der Regen schon wieder aufgehört und wie gewohnt kann ich ausgiebig mit den Kindern spielen. Wir werden häufig gefragt, ob denn die Reise mit zwei Kindern für uns sehr anstrengend ist. Kann ich jedes Mal mit gutem Gewissen verneinen. Tatsächlich ist die Reise bisher ziemlich entspannt. Wir sind nicht in Eile, ob wir um 10, oder um 11 oder erst halb 12 loskommen, ist eigentlich völlig egal. Außer den Kindern haben wir keine anderen Aufgaben (bis auf das Dokumentieren unserer Erlebnisse), daher können wir uns komplett auf sie konzentrieren. Wir versuchen die Fahrten nicht länger als 3 Stunden zu machen - soweit sichs irgendwie einrichten lässt, können ausreichend Pausen machen, um zu Essen, oder zwischendruch einen Spielplatz zu besuchen - nein es ist nicht stressiger als zu Hause am Wochenende ;-). Chrissi und Henry duschen noch im Camper, da wir hier wieder außer Wäsche waschen auch unser Abwasser loswerden, und frisches Wasser nachtanken können. Danach frischen wir unsere Weinvorräte noch im Liquerland auf, tanken für sehr günstige 1,30$ (~ 0,80 €, bisher haben wir IMMER für exakt 1,53$ getankt) und steuern in Richtung Te Anau - dem Eingangstor zum Besuch des Touristen-Magneten Milford Sound. Irgendwas habe ich bei meiner Planung übersehen, denn in der Nähe von Te Anau gibt es keinen kostenlosen (oder sehr günstigen) DOC Stellplatz, also müssen wir erneut einen bezahlten Campingplatz ansteuern - da hätten wir auch hier Wäsche waschen können. Der Campingplatz liegt dafür wenigstenssehr idyllisch an einem See und wir haben sogar teilweise Seeblick.
Darüber hinaus gibt es auch einen rieisgen Spielplatz, und Rufus kann stundenlang schaukeln, klettern und rutschen. Nachdem beide Jungs gesättigt sind und wir für morgen einen Bootsausflug im Milford Sound organisiert haben, nehmen wir den Hänger und laufen ins Stadtzentrum. Hier is wenigstens Etwas los - ist auch eine reine Touristen-Hochburg. Wir bekommen diesmal sogar ein Eis und können noch einen Verschluss für Rufus' Trinkflasche kaufen - in der Hoffnung dass er dann seine Flasche selber auf und zumachen kann. Der Abend ist mild, und wir verbringen ihn mit Wein, Babyphone und Seeblick auf der Gemeinschafts-Terrasse. Diesmal schaffen wir es sogar, in der Früh vor 10 Uhr loszukommen. Bis zum berühmten Fjord "Milford Sound" sind es zwar nur 120km dennoch soll man für die Fahrt 2 - 5 Stunden einplanen (so der Tenor in unserem Reiseführer). Der Weg dorthin gilt als eine der schönsten Straßen der Welt. Wir sind natürlich durch die "Garden Route" in Südafrika und die "Great Ocean Road" in Australien schon "verwöhnt" und dmentsprechend gespannt. Scheinbar will jeder Neuseeland-Besucher zum Milford Sound, denn auf der Staße sind auch unzählige Busse mit überwiegend asiatischem Publikum unterwegs. Aber sowas sollte uns ja nicht abhalten. Die Straße wird zunehmen spektakulärer, die Blicke in die Berge, in denen die Wolken bereits hängen sind phänomenal - auch wenn an jedem Aussichtspunkt zig Busse parken. Einmal haben sich drei Busse so doof hingestellt, dass ich überhaupt nicht auf den Parkplatz fahren kann - obwohl der sonst komplett frei ist. Kurzerhand stelle ich mich direkt vor einen Bus - auch wenn ich damit alle Busse blockiere. Sehr schnell kommt einer der Busfahrer zu mir und bittet mich wirklich super freundlich, ob ich auf den Parkplatz fahren könnte, und macht mir den Weg auch noch frei - super nett die Neuseeländer.
Nach vielen Aaahs und Ooohs kommen wir am Fjord an, die geplante Lodge in der wir nach unserem Bootsausflug nächtigen wollten ist voll überbucht - da muss wohl Plan B herhalten. Wir parken unseren Laster, füttern die Kids und packen alle Klamotten inklusive Regenjacken ein. Hier soll sich das Wetter in minutenschnelle ändern können. Ein Bus bringt uns zum Bootshafen, wo wir noch knapp 30 Minuten Zeit haben. Wir treffen ein Pärchen aus USA - auch mit kleinem Kind unterwegs. Chrissi erkundigt sich wie sie das machen und erfährt, dass es in Amerika lediglich 2 Wochen Urlaub nach der Geburt gibt und maximal 3 Monate Anspruch auf seinen Arbeitsplatz. Da sind wir in Deutschland schon ziemlich gut aufgestellt. Wir haben uns für ein kleineres Bötchen entschieden und fahren pünktlich mit einer sehr netten Besatzung in den Milford Sound ein. Der Anblick ist tatsächlich atemberaubend, Berge die 800m in die Höhe gehen, überall Wasserfälle, die anderen Schiffe sehen wie Spielzeuge aus. Sogar ein Kreuzfahrtschiff sieht vor diesen Bergen eher wie ein Bötchen aus - was für eine Landschaft. Nach knapp 2 Stunden kehren wir zum Hafen zurück. Zwischenzeitlich hat Regen eingesetzt, so sind wir happy, dass wir mit dem Bus zurück zum WoMo fahren können. Plan B sieht vor, dass wir wieder 40km durch die Berge zurück fahren und uns dann auf eine DOC-Campsite (Carneval Creek) stellen. Die ist riesengroß - es passen bestimmt 300 WoMos her, und auch relativ teuer (26$, normal sind entweder kostenlos oder 10-16$), dafür aber auch echt nett. Es windet und regnet, das Wetter passt zur Stimmung und der Umgebung hier. Die Wolken hängen tief und wir beenden diesen tollen Tag mit unserem obligatorischen Gläschen (oder auch zwei) Wein..