Als wir aufwachen regnet es zwar nicht mehr, aber es ist immer noch stark bewölkt. Kurzerhand ändern wir unseren Plan direkt an die Gold Coast zu fahren und machen zunächst einen Abstecher nach Nelson (auch wenn das 30km in entgegengesetzter Richtung liegt). Bei schlechterem Wetter bietet sich ein Stadtrundgang mehr an, als ein Strandtag. Nelson soll mit 300 Sonnentagen im Jahr Neuseelands sonnigste Stadt sein - wir haben wohl einen der 65 anderen Tage erwischt. Obwohl Sonntag ist, und wir somit kostenlos direkt in der Innenstadt parken dürfen, haben einige Geschäfte offen und es ist ein bisschen was los in dem netten Städtchen. Wir schlendern durch die Einkaufsmeile und genehmigen uns Kaffee und Kuchen in einem gut besuchten Cafe. Nch bevor wir ausgetrunken haben, meldet Henry, dass er Hunger hat - natürlich haben wir diesmal für die eine Stunde nichts mitgenommen. Also muss Chrissi in den nächsten Supermarkt los sprinten, während ich aufpasse, dass Rufus bim Möwen jagen nicht auf die Straße rennt. Nachdem beide Jungs ihr Mittagessen erhalten haben, geht es los in Richtung Gold Coast. Dazu muss man wieder mal über engste Sträßchen ein alpenähnliches Gebirge überwinden. Die Fahrerei macht zwar Spaß, aber ist nicht ohne, so dass ich mit leicht schweißnassen Händen wieder im Tal ankomme. Wir haben diesmal einen Campingplatz ungefähr in der Hälfte der 50km langen Gold Coast ausgesucht, da hier kostenlose Stellplätze, oder DOC-Campingplätze wieder rar sind.
Der Campingplatz ist ziemlich leer, wir können einen Stellplatz direkt am Meer beziehen. Nicht mal die Rezeption ist besetzt. Es hängt lediglich ein Zettel dran: "Sucht euch einen schönen Platz aus und kommt bei Gelgenheit zum Bezahlen vorbei" - eine sehr nette Einstellung. Der nächste Morgen begrüßt uns mit einem spektakulären Sonnenaufgang direkt über dem Meer und damit direkt vor unserem WoMo-Fenster. Endlich ist der erhoffte Sonnenschein da und wir können endlich unser Versprechen einlösen, dass die Jungs mit nacktem Popo im Sand spielen dürfen. Zunächst ist Ebbe, so das Henry in einer Meer-Pfütze seien Spaß hat, während ich versuche mit Rufus in der Meerbrandung zu spielen - aber irgendwie ist die ihm nicht geheuer. Mit der Flut kommt hier auch eine frische Brise auf, so dass wir unsere Aktivität wieder ans Wohnmobil verlagern. Diesmal halten beide Jungs einen Mittagsschlaf - was für ein Wohltat - endlich auch Zeit für uns ein Nickerchen zu machen, oder ein paar Seiten im Buch zu lesen. Das schöne Wetter hält auch am nächsten Tag an und wir wollen noch bis zum nördlichsten Punkt der Südinsel, dem "Farewell Spit" - einem Naturschutzgebiet aus unendlichen Sanddünen, das komplett nur im Rahmen einer 6 stündigen Bus-Tour bereist werden kann. Macht mit den Jungs keinen Sinn, aber wenigstens können wir zum nördlichsten Leuchtturm der Südinsel dem Pilar Point - so zumindest unser Plan. Vorher müssen wir noch Brot nachkaufen und fahren dazu in den Hippie-Ort Takaka. Ein tolles Nest, überall Blumen an den Fenstern und Türen, Mode im Batik-Stil, überall Cafes. Ganz klar dass wir in einem einkehren. Das wird auch noch von einem Deutschen Aussteiger geführt und man könnte hier sogar auch "Hobbit-Brot" kaufen.
Auf dem Weg zum Farewell Spit werden die Straßen immer schmaler. Zwei Wohnmobile kommen nur dann aneinader vorbei, wenn beide mit einem Reifen auf dem Grünstreifen fahren. Der erste Stop ist am Rande des Naturschutzgebiets und man bekommt lediglich einen kleinen Einblick wie der Rest wohl aussehen wird, wir begrenzen ihn auf 30 Minuten - auch weil Rufus weder laufen möchte, noch in der Kraxe besonders zufrieden ist. Der Weg zum Leuchtturm würde von hier aus ca. 1,5h dauern, aber es gibt einen alternativen Parkplatz von wo aus man in 45 Minuten hinkommen kann - für uns die bessere Option. Zum zweiten Parkplatz muss man 20 Minuten auf einer Schotterstraße fahren. Dann kommt auf einmal eine Abzweigung, die zu zwei unterschiedliche Parkplätzen führt. Und - klar entscheide ich mich für die "falsche". Von uns aus kommt man nämlich nicht zum Leutchtturm, sondern zum mindestens genauso spektakulären "Wharaiki Beach". Total faszinierend - sieht aus wie in einem Science Fiction Film - weißer Sand und grandiose Felsformationen 100m im Meer. Nicht nur weil Rufus den ganzen Hin- und Rückweg aus der Kraxe nölt, sondern auchwegen der fortgeschrittenen Zeit entscheiden wir uns gegen den Leuchtturm und für eine Übernachtung mit direktem Zugang zum Strand. Rufus lernt noch einen netten Hund "Lupo" kennen, dem er Stöckchenwerfen darf und Henry darf endlich ausgiebig an Papas Bierflasche nuckeln, während hinter uns die Sonne versinkt und das Meer in goldenes Licht taucht.
Am nächsten Morgen steht wieder Nelson auf dem Programm - diesmal einer der 300 Sonnentage. Rund um Nelson wird zum Thema "freies Campen" eine etwas seltsame Strategie an den Tag gelegt. Es gibt mehrere zentrale Parkplätze auf denen 4 oder 5 Stellplätze als Übernachtungsplätze für Wohnmobile ausgewiesen sind. Sind diese belegt, muss man weiter fahren. Schwarz-Parken wird hier mit 200$ geahndet. Und da wir in die Stadt laufen wollen/müssen brauchen wir einen zentralen Parkplatz. Da wir gegen 13 Uhr relativ früh dran sind, klappt das auch super und wir ergattern einen der 4 Plätze. Direkt neben uns parkt ein Pärchen aus Berlin, das mit ihrer Tochter im Alter von Henry unterwegs ist. Da auch die in die Stadt wollen, laufen wir zusammen los. Hier merkt man den Unterschied zwischen einem "kleinen" Kind und zwei Jungs von denen einer bereits laufen kann und es auch will. Wir sind mit Rufus ungefähr halb so schnell. Obwohl Wochentag ist, und bestes Wetter herrscht, ist in Nelson weniger los als am verregneten Sonntag beim letzten Mal. Wir kaufen daher eine kurze Hose und eine cooles Sweatshirt für Rufus und laufen nach einem Käffchen wieder zurück zum Parkplatz. Der ist eigentlich recht idyllisch gelegen - hat nur einen kleinen Nachteil, dass gefühlt jede Minute ein Auto bei uns an der Tür vorbei fährt. Die Nacht ist trotzdem ziemlich ruhig und wir können wieder draußen frühstücken. Dabei lernen wir auch Mareike aus Aalen kennen, die es toll findet, dass wir die Reise mit unseren beiden Kids antreten, während ihr ihre Brüder erklärt haben, dass man mit Kindern sowas nicht mehr so einfach machen kann - Unsinn - natürlich kann man (wenn man das will).
Nelson soll auch einen wunderschönen Strand haben, und das gute Wetter hält an, also auf zum wunderschönen Stadtstrand. Der ist wirklich toll, ganz weicher Sand, schön breit zum Spielen und super flach ins Meer. Das Meer hat hier ungefähr Mittelmeer-Temperatur, also definitiv zum Baden geeignet - zumindest für mich ;-). Henry ist erst ab 30Grad zufrieden und auch Rufus läuft entsetzt aus dem Wasser, nachdem er bis zu den Waden drin war. Aber mit Sand spielen, und in Pfützen planschen geht auf alle Fälle bei Beiden. Solange Ebbe herrscht, ist es angenehm heiß am Strand. Als am Nachmittag jedoch die Flut kommt und die Kite-Surfer ihre Drachen spannen, bläst ein dermaßen starker Wind, dass es fast zu kühl wird. Rufus stört das wenig, und er legt in meinem Windschatten ein zweistündiges Nickerchen ein, während Henry mit Mama in eine windstille Ecke umziehen muss. Wieder mal ein sehr entspannter Tag - lediglich mein komischer Magen trübt meine Stimmung ein wenig. Wegen der unvorhersehbaren Situation der Stellplätze zu so später Stunde entscheiden wir uns ca. 30km zurück zum Mc Key Campgrond zu fahren - dem Stellplatz, wo wir zu Beginn den zweiten identischen Kiwi-Camper getroffen haben...