Nachdem die Sonne uns ja eigentlich die letzten Tage hold war, wollte sie sich auch am nächsten Morgen erstmal nicht zeigen. Wir packen also einmal mehr unser Schneckenhaus zusammen, und dann geht's los, ab nach Norden. Das Wetter bessert sich, und wir wenden an, was wir hier gelernt haben: 1. Allways take the scenic route - wir nehmen nicht den Highway durchs Landesinnere, sondern den kleineren an der Küste. Was vermutlich Wurscht ist, wir wissen ja, was sich hier alles Highway schimpft... 2. Das Wetter macht hier was es will, auch gerne mal mehrfach am Tag. Z.B. gibt es bevorzugt einen FETTEN Regenschauer, wenn man nachts die Stühle draußen stehen gelassen hat, auch wenn vorher und nachher keine Wolke am Himmel ist. Daher nutzen wir die Gelegenheit und machen einen Sandel-Stop in Cable Bay, einfach nur weils grad so schön da ist und die Sonne scheint. Sonst steht nur noch Logistik auf dem Programm, Wäsche waschen, Dumpen (=Wasser/Klo ent-/versorgen), Einkaufen, was wir in Kaitara erledigen, einem selten hässlichen Kaff, aber der letzten Chance für all das bevor es auf die Nordspitze geht. Der Waschsalon ist der bisher sauberste auf der ganzen Reise, dafür muss man aber einen Key kaufen, den im Laden nebenan ersteinmal mit Guthaben aufladen und DANN kanns losgehen. Und wissen, dass das so ist muss man ja auch erstmal, ist also trotz nur einer Stunde für Waschen und Trocken für unsere 3 Maschinen Wäsche doch was Größeres. Irgendwann sind wir dann aber doch fertig und fahren weiter, allerdings haben wir da bereits 16:20 und noch über 100 km auf der Agenda. Roman meint noch, is ja aufm Highway, aber der ist zwar super ausgebaut, aber dafür sehr kurvig, bis wir ankommen ist es also mal wieder spät. Dafür entschädigt der DOC-Campground für so ziemlich alles, direkt am Meer, total cool!!
Das nutzen wir natürlich am nächsten Tag gleich mal aus und verbringen den Vormittag im Wasser. Wir sind dabei Roman und ich, die Schreieulen sind müde und halten erst ein gemeinsames Konzert und dann eine frühe Siesta. Auch recht, so zu zweit is ja auch schön, haben wir ja eher selten. Als alle wieder wach und geduscht sind, fahren wir zum nördlichsten Punkt Neuseelands, dem Cape Reinga. Wie immer touristisch einwandfrei erschlossen liegt der Zusammenfluss von Pazifik und Tasman Sea malerisch zu unseren Füßen, und nachdem wir damit zumindest geografisch das andere Ende unserer Reise erreicht haben, bin zumindest ich ein bisschen melancholisch. Aber Melancholie ist mit 2 Kids ja nix, in was man sich lange ergeben kann, und so düsen wir weiter zu den Großen Sanddünen. Is so mäßig spektakulär, wenn man nicht gerade mit einem geliehenen Sand-Board runterfährt, und das Wetter macht auch grad Pause, also weiter zur 90 Mile Beach. Die ist dafür wieder superspektakulär. Im Prinzip ein ähnliches Konzept wie in Fraser Island in Australien, ein laaaanger Sandstrand, auf dem der geneigte Fahrer mal ordentlich Gas geben kann. Im Gegensatz zu den Australiern sind in Neuseeland aber nur sehr wenige Fahrer geneigt, während die Australier einem einen Jeep in die Hand drücken und viel Spass wünschen, lässt man hier fahren, und zwar mit speziellen Bussen. Die kennen die Gezeiten und knallen mit den Touris über den Sand, wir bleiben mit dem Camper hinter den Dünen und laufen einfach an den Strand. Ist trotzdem beeindruckend, wenn man nach links kuckt und nix als Strand sieht, und nach rechts is auch nix anderes.
Einmal mehr sind wir spät dran und düsen unserem Tagesendziel entgegen, der Doubtless Bay. Und einmal mehr parken wir direkt am Strand und genießen den endlosen Sternenhimmel der Südhalbkugel. Und noch einmal mehr regnet es uns nachts auf unsere Stühle, VERDAMMT!! Das Frühstück findet trotzdem draußen statt, die Sonne scheint natürlich wieder, und wir fahren weiter südwärts. Nachdem uns Isa und Tim gesagt hatten, dass die Westküste nicht soo dolle ist, fahren wir genau den Weg zurück, den wir gekommen sind. Die Sonne scheint, also fahren wir nicht so sonderlich weit, halten an einer völlig einsamen Bucht im Nirgendwo und verbringen den Nachmittag mit Weintrinken, im Meer baden und Fussball spielen.
Am nächsten Tag steht nochmal Kultur auf dem Programm, die Waitangi Treaty Grounds. Das ist der Ort, wo in den 18Hundertern ein Vertrag zwischen den Maori und den Briten geschlossen wurde, um die lokale Bevölkerung vor den Neuankömmlingen zu schützen. Und da neben den Briten hier auch die Franzosen und die Amerikaner zur damaligen Zeit schon präsent waren, ist der Vertrag gerade für damalige Verhältnisse gar nicht mal so schlecht für die Maori ausgefallen. Natürlich wurden auch sie über den Tisch gezogen, und auch hierzulande kann von Gleichberechtigung keine Rede sein, aber die Nachfrage beim Maori-stämmigen Führer ergab doch, dass sie vermutlich einfach mehr Glück hatten und mit mehr Weitblick verhandelt haben als die Ureinwohner Australiens. Auf dem Gelände gibt es ein hervorragendes Museum, zusätzlich werden wir auch zu den entscheidenden Punkten geführt, aber das Highlight ist eine Kulturvorstellung und Erklärung von Maori-Sitten und Liedern. Die Lieder zeigen das gemeinsame Erbe mit den Polynesiern, und während Rufus eher ängstlich reagiert ist Henry FASZINIERT von den TänzerINNEn und SängerINNEn. Da wir gestern aber gefaulenzt haben, müssen wir heute noch ein ganzes Stück zurück Richtung Auckland fahren, und so landen wir gegen 6 auf unserem vorletzten Stellplatz, wieder einmal direkt am Meer, nur durch die Dünen getrennt. Der Abschied rückt näher und näher, was des späteren Abends bei Roman und mir noch zu philosophischen Diskussionen bezüglich der Möglichkeit der Weltrettung führt.
Zum Glück haben wir nette Söhne, die den nächsten Tag nicht vor 8 einleuten. Da wir heute nur noch fahren müssen, gehen wir vormittags noch an den wunderschönen Strand. So relaxed packen wir das Womo, und als Roman den Schlüssel umdreht, tut sich - nichts. Batterie leer. Warum? Keine Ahnung, wir haben nix anderes gemacht als die letzten 7,75 Wochen auch... Aber die Kiwis sind ja nett, es findet sich also schnell ein Mitcamper, der uns mit seinem amerikanischen Auto (so eins mit mit fetter Ladefläche und Anhänger mit ausfahrbaren Seiten, was bei uns nur Schausteller haben) der eben so ausieht als könnte er uns Starthilfe geben können und auch die dafür notwendigen Kabel dabei hat. Einen kurzen Schnack nach getaner Arbeit zeigt uns aber auch noch, wie sehr die Attentate in Christchurch die Kiwis doch mitgenommen haben. Fühlten sie sich bisher sicher weil weit weg, haben sie jetzt Angst, was wir (Rest der Welt) wohl denken könnten von ihrem tollen Land. Wir versichern, dass wir uns von einem Irren ganz sicher nicht in unserer Sicht auf Neuseeland erschüttern lassen, dennoch ist das ein Gespräch, das wir in den folgenden Tagen so ähnlich noch ein paar Mal führen.
Wir fahren bis nach Snells Beach, einem Stellplatz, den wir schon von der Herfahrt kennen. Als wir ankommen und Roman das Auto abstellt, stellt sich heraus - das Problem mit der Batterie ist wohl ein größeres, denn auch nach 80km Fahrt macht der Motor, kaum ausgeschaltet, keine Anstalten, sich wieder in Bewegung zu setzen. Na toll, morgen geht die Karre an den Vermieter zurück, hätte das nicht so lange halten können?! Wir starten das Abendprogramm und beschließen, uns für den nächsten Morgen bei den Nachbarn Hilfe zu holen (die dann hoffentlich vor Ort sind, die aktuellen haben alle kein Überbrückungskabel). Klappt auch, am nächsten Morgen, schön nach dem Frühstück rollt ein Gespann ähnlich dem herein, das uns gestern geholfen hat. Die beiden haben zwar kein Kabel, aber der nette Kiwi-Opa fährt einfach fix zur nächsten Tanke, die auch eine Werkstatt hat, leiht sich die Kabel und fährt sie danach wieder zurück. Is doch kein Problem - äh ja, dann probier das mal nicht in Deutschland... Während Roman die Jungs bespielt, packe ich bei laufendem Motor unsere Habseligkeiten in die Koffer zurück und putze den Kahn. Wobei man dazu sagen muss, dass wir - falls der nette Kiwi-Opa nicht gekommen wäre - noch einen anderen Einheimischen gehabt hätten, der für uns den AA (=ADAC) geholt hätte, weil wir ja bei Selbstholung des AA immer die Diskussion mit dem Vermieter über das Verschulden gehabt hätten. Hilfe wo man hinkuckt...
Wir düsen los, tanken nochmal unsere Gasflaschen und fahren in eine Dump-Station um zu Entsorgen von Wasser und Klo - und da schaltet Roman im Tran den Motor ab. Der natürlich wieder nicht angeht. Und diesmal hilft auch keine Starthilfe, die uns wieder von einem netten Kiwi mit seinem Golf gegeben wird. Also doch AA. Der ist nach 15 Minuten da (nimm das, ADAC!!), aber in der Zwischenzeit treffen wir die dritten unfreundlichen Neuseeländer in 8 Wochen, die uns doch allen Ernstes fragen, wie wir dazu kommen, ausgerechnet am lokalen Entsorgungspunkt liegenzubleiben. Ja sorry, hatten wir auch nicht geplant... Als der Camper wieder flott ist, fahren wir direkt zum Vermieter. Wir überlegen uns noch, was wir denen erzählen, nachdem sie uns bei unserem Türproblem allen Ernstes erklären wollten, dass wir die kaputt gemacht hatten, wer weiß, wer an der kaputten Batterie Schuld ist - eine unnötige Übung, wie sich zeigt. Im Gegenteil, diesmal erlässt man uns völlig freiwillig den halben Dieseltank, den wir mangels Möglichkeit leider nicht mehr tanken konnten, und auch ganz generell geht die Abgabe eher... sportlich-knackig über die Bühne. Sogar als besonders gute Kunden lobt man uns, wobei ich da anmerke, dass sie sich vielleicht dazu nochmal mit ihren Kollegen in der Zentrale unterhalten sollten, die uns nach der Tür-Geschichte (die schon sehr gut für uns ausgegangen ist) vermutlich nicht mehr soo gerne mögen ;-).
Wir nehmen also die Jungs und unsere 104 Taschen, lassen die 105. stehen (müssen wir morgen nochmal sehen wie wir die wiederbekommen) und lassen uns von einem Taxi in die City zu dem Apartment kutschieren, das wir für die letzten 2 Nächte gebucht haben. Und auch hier wieder - das Apartment ist im Internet mit einer etwas... naja, eher theoretisch korrekten Adresse angegeben. Dank Google identifizieren wir schnell das Gebäude, das aber leider immer noch durch eine mehrspurige und für Fußgänger unüberwindbare Straße von uns getrennt ist. Dennoch will uns der Taxifahrer nicht einfach mit unseren 104 Taschen, Kinderwagen und den Jungs rauslassen, weil - wie sollen wir denn dann zu unserem Ziel kommen?? Und er fährt uns zum Fixpreis, es könnte ihm also wahrlich mehr als egal sein weil mehr als unser Problem. Nach einer weiteren halben Stunde Einkreisen stehen wir dann doch endlich vor dem Apartment. Wobei wir wissen, dass wir durch die Verspätung beim Camper jetzt noch eine weitere Stunde warten müssen, bis uns da jemand reinlässt. Aber neben der Eingangstür gibt es ein kleines Büro, dem wir unsere Koffer anvertrauen (einfach weil sie so nett wirken und sie hoffentlich nicht verschwinden lassen). Wir machen uns derweil eine Stunde lang auf Erkundungstour, wobei wir als erstes feststellen, dass wir wirklich MITTEN im Zentrum sind. Eine Stunde später lernen wir dann noch, dass das Apartment im 23. Stock ist, mit eigenem Balkon - Jackpot also, mal wieder. Wir lassen endlich den Jungs was zu Essen und eine Runde Windeln zukommen, trinken nebenbei ein Ankunftsbier (das nahtlos in Ess-Wein übergeht), und Roman holt Pizza bei Hell-Pizza, die wir vorher entdeckt hatten. Man, was ein Tag, was ein Abschluss...
euer Abenteuer trotz vieler Handicaps hervorragend gemeistert! Kommt gut und gesund zurück! Sind heute
bei strömendem Regen in Cairns eingetroffen, morgen gehts endlich auch nach Hause. Liebe Grüße,
eure Australier