Gut dass wir unsere 30$ bezahlt haben, denn gleich um 8 wird pingeligst kontrolliert. Auch wenn man der Dame anmerkt, dass sie mit unserer Parkposition nicht 100%ig zufrieden ist (weil wir 1m über den Strich hinausragen - aber immerhin hat noch ein PKW vor uns hingepasst), kommen wir somit strafzettelfrei davon. Die Sonne scheint zwar, aber es weht ein derart starker Wind, dass Innen-Frühstück angesagt ist. Wellington gilt als die windigste Stadt Neuseelands - und das können wir definitiv bestätigen. Unser fast 4 Tonnen schwere Laster wurde nachts bisher noch nie so durchgerüttelt. Trotz der eher bescheidenen Parksituation wo wir unsere Tür nicht mehr öffnen können, sobald ein anderes Auto neben uns parkt, hat der zentrale Parkplatz einen entscheidenden Vorteil - wir stehen sehr zentral zu den meisten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt. Also zunächst mal auf in Richtung Cuba-Street, wo die Ausgehmeile Wellingtons beheimatet sein soll. Und hier steppt der Bär wirklich. Die Cafes alle gut besucht, überall geschäftiges Treiben in den Straßen, und die Sonne scheint auch noch. Bis auf den starken Wind, der immer wieder durch die Straßen pfeift, eine wunderschön gelegene Stadt, sehr an San Francisco erinnernd, weil die Häuser in die Berge gebaut sind und es permantent bergauf und bergab geht. Wir finden endlich einen passenden Latz für Henry, nachdem der Stinker die mitgebrachten "Wegwerf-Lätzchen" sofort auszieht und zerknüllt. Nach dem Mittagesen der Jungs wird es Zeit für den nächsten Werkstatt-Besuch wegen unserer langsam nicht mehr benutzbaren Haupteingangstür. Bedeutet für uns 17km Fahrt in einen Vorort, nur damit uns der Spezialist mitteilt, dass die Feder gebrochen ist, und dass es sich dabei um ein Spezial-Teil handelt, das nirgendwo verfügbar ist und mit 14tägiger Lieferzeit bestellt werden müsste. Dass die Rückholfeder für den Türschnapper gebrochen ist, habe ich selber schon festgestellt - dazu reichen zwei Augen und ein Basis-Wissen über Mechanik. Immerhin bekommt der Spezialist unseren 220V Konverter wieder flott. Trotzdem eher "ein Satz mit X", denn unser drängendstes Problem besteht nach wie vor.
Erneuter Aruf bei Kiwi-Capers die uns als nächstes zu einem Mechaniker schicken wollen - natürlich auch 15km außerhalb. Obwohl es schon sehr spät ist und Rufus eigentlich schon längst gegessen haben sollte, entscheiden wir uns für ein Abendessen in der Stadt - auch wenn das mindestens 30 Minuten Wartezeit für unseren Großen bedeutet - wir "Raben-Eltern". Henry ist bereits satt, und schläft nach 50m im Hänger ein. Obwohl es in der Cuba Street unzählige Lokale gibt, müssen wir ein paar Mal auf und ab laufen, bevor wir was Passendes finden. Auf "asiatisch" (die meisten Lokale hier) haben wir beide irgendwie kein Lust, Burger machen wir selber häufig genug, Nudeln gibt es auch sehr oft und ein lautes Restaurant wollen wir den Jungs dann doch nicht zumuten. Wir landen bei einem Iren, wo es leckere Pizza und gutes Ale/Cider gibt. Rufus hat es zwischenzeitlich schon dahin gerafft, aber Henry wird wieder wach und flirtet alle weiblichen Wesen in 10m Umgebung an, die natürlich sofort seinem Charme erliegen. Gnade uns Gott, wenn der mal älter wird. Heute abend können wir unsere Türen wieder nutzen und bis auf die orkanartigen Böen ist es eine ereignislose Nacht - zumindest für mich, denn Chrissi muss wieder mindestens 4 Mal raus, weil Henry unglücklich ist. Neuerdings möchte der junge Mann gerne auf dem Bauch schlafen, obwohl er bisher auf dem Bauch liegen total gehasst hat und sofort gebrüllt hat, sobald man ihn auf den Bauch gelegt hat.
Am nächsten Morgen wind- und platz-bedingt wieder ein Innen-Frühstück. Nach kurzer Diskussion entscheiden wir und schon vormittags zum empfohlenen Mechaniker zu fahren, damit der ggf. genug Zeit hat irgendwelche Teile zu ordern, oder damit Kiwi-Campers irgend eine Lösung finden kann, wenn auch er uns nicht weiter helfen kann. Wir kommen an, kurze Besichtigung - Feder kaputt, Spezialteil, nirgendwo erhältlich, muss man bestellen nicht repariebar mit verfügbaren Bordmitteln - ach was, die 15km hätten wir uns sparen können. Also wieder zurück in die Stadt, denn heute wollen wir mal mit der Seilbahn fahren und den Blick über die Stadt genießen. Der einzige Camper-Parkplatz ist erwartungsgemäß gerammelt voll, so dass wir keine einzige Parkmöglichkeit finden, daher nehmen wir temporär eine Lücke direkt am Eingang wo gestern zwei baugleiche WoMos von "Wilderness" (ein eher teurer WoMo-Verleiher) geparkt haben. Die Fahrt mit der Seilbahn genießt Rufus zumindest sehr, Henry hat direkt vor dem Einsteigen festgestellt, dass er Mörder-Hunger hat und soooooofort was haben möchte und brüllt dementsprechend. Glücklicherweise gibt es auf dem Gipfel ein nettes Cafe, wo wir das Babyessen aufwärmen können, ich mir einen Rote-Bete-Schoko-Kuchen genehmige, Chrissi ihren gewohnten Carrot-Cake genießt und Rufus sein Eis bekommt. Zmindest kurzzeitig sind alle zufrieden. Obwohl wir eine Rückfahrt mit dem Bähnchen bezahlt haben, nehmen wir den Rückweg durch den Botanischen Garten Wellingtons, der tatsächlich wunderschön ist. Die Jungs verschlafen diesen netten Anblick. Chrissi telfoniert in der Zwischenzeit mehrfach mit dem Mechaniker vom Morgen - der "Chef" Jim möchte sich das Ganze auch noch mal anschauen - ob wir wohl noch Mal vorbei kommen könnten. Ja können wir, aber am WoMo angekommen stellen wir fest, dass wir trotz gültigen Parkscheins einen Strafzettel über 40$ bekommen haben - wegen nicht sichtbarem Parkschein. Hmm dabei liegt der mitten in unserer Ablage - selbst von extrem Kurzsichtigen nicht zu übersehen.
Anruf bei der Bußgeldstelle ergibt, dass unsere Parklücke wohl zu einem anderen Parkplatz gehört und dementsprechend ein anderer Parkscheinautomat gilt, damit aber unser 30$ Ticket nicht zu unserer Parklücke passt - ist für einen Ortsunkundigen überhaupt nicht erkannbar, langsam geht mir Wellington tatsächlich auf den Sack. Da es kurz vor 5 ist erleben wir etwas, was wir die letzten 5 Wochen überhaupt nicht gesehen haben - S T A U. Wie an den Rampen tröpfelt der Verkehr bis zur Mechaniker Werkstatt. Der Chef schaut sich unsere Tür an, Ergebniss null - aber auch er sieht ein, dass es keine Alternative ist, permanent durch die Fahrertüren einzusteigen, nachdem wir ihn nötigen, dies zwei Mal nacheinander zu machen. Er macht Fotos und will sie dann an Kiwi-Campers schicken. Ergebnislos fahren wir wieder zurück nach Wellington - wenigstens sind zu so später Stunde wieder Plätze auf unserem Parkplatz verfügbar. Heute verzichten wir auf Essen-Gehen und kochen selber, auch wenn Rufus mit dem Ergebnis eher unzufrieden ist und lediglich lustlos in den Nudeln stochert - wahrscheinlich weil Tomaten und Spinat drin sind. Nachts setzt zusätzlich zu den Orkanböen starker Regen ein - gut dass wir heute sowieso weiter fahren wollen. Noch vor dem Frühstück ruft uns Jim (der Chef der Mechaniker) an, er hätte eine Lösung und ob wir bis 10 noch Mal vorbei kommen könnten. Klingt vielversprechend also fahren wir diesmal ohne Stau zum dritten Mal zur Werkstatt. Nachdem Jim seine Tütchen ausgepackt hat, erkenne ich leider auf den ersten Blick, dass die versprochene Lösung wohl noch auf sich warten läst. Jim hat lediglich einen Weg gefunden die kaputte Feder wieder zu befestigen - W O W. OK - dass er hier lediglich Chef ist und Mechanik wohl nur hobbyhalber ausübt zeigt sich nachdem er die Feder so befestigt, dass sie nach gesundem Menschenverstand überhaupt nicht funktionieren kann. Nach ein paar erfolglosen Versuchen steht fest - Feder kaputt, nicht reparabel, Lösung nicht in Sicht. Da hat sich unser insgesamt 7. Werkstattbesuch doch wieder gelohnt. Wir verlassen die Hauptstadt mit wenig positiven Gefühlen in Richtung Westküste. Bisher konnte uns die Nordinsel in keinster Weise überzeugen. Da muss noch Einiges passieren, damit wir den Norden auch cool finden. Der Anruf bei Kiwi-Campers ist nur bedingt geeignet, unsere Laune zu heben. Mit dem kaputten Schloss müssten wir dann halt leben - wir könnten ja immer noch durch die Fahrertüren einsteigen - und wir könnten ja einen 5$ Rabatt pro Tag bekommen (bei 360$ Tageskosten)- Danke aber auch. Hier ist das letzte Wort aber definitiv noch nicht gesprochen. Unseren Urlaub werden wir uns dadurch trotzdem nicht vermiesen lassen.
Zwischenstation auf dem Weg an die Westküste ist das Städtchen Palmerston North über das John Cleese (von Monthy Python) unschmeichelhaft geurteilt hat "Wer sich umbringen will, und keinen Mut dazu hat, kann auch nach Palmerston North fahren - das hat die gleiche Wirkung". Seitdem gibt es in Palmie eine John Cleese Müllkippe - eine zumindest adäquate Antwort der Neuseeländer. Hier gibt es direkt am Stadtzentrum einen kostenlosen Stellplatz. Nicht besonders schön, aber zentral und sehr ruhig. Wir brechen gleich in die City auf, aber nachdem es schon nach 4 ist und das Wetter auch nicht besonders ist, herrscht wie fast überall in den Städtchen tote Hose. Dabei gibt es unzählige Lokale und Cafes, leider alle leer. Im Park findet an diesem Wochenende eine Großveranstaltung - die "Rural Games" (eine Art Bauern-Olympiade) statt, die schauen wir uns morgen noch mal an. Am Samstag ist das Wetter wieder gut und das Stadtbild ganz anders - im Park herrscht reger Betrieb, es werden bereits die ersten Disziplinen ausgetragen, die übrigens alle auf Großleinwände übertragen werden. Dazu zählen "Getrockneter-Kuhfladen-Weitwurf" (ohne Scherz), "Kühe-Wett-Melken" und "Heuballen-Stapeln" - irgendwo voll witzig. Überall werden Traktoren ausgestellt und Kinder könnten hier mit Mini-Baggern Löcher buddeln - dafür zahlen erwachsene Männer in Deutschland viel Geld. Die Cafes sind voll - ich kann John Cleese daher nur bedingt zustimmen. Gegen Mittag brechen wir auf, weiter in Richtung Westküste. Speziell wollen wir uns den Mount Egmont Nationalpark anschauen, der vom gleichnamigen Vulkan (der Mount Teranaki auf Maori heißt) dominiert wird. Nachdem das Wetter grandios ist und der Weg noch mindestens zwei Stunden dauern würde, ändern wir unsere Route ab und fahren statt dessen ans Meer auf einen richtig schönen Campingplatz mit direktem Meerblick wo wir nur 20$ zahlen müssen und dafür auch noch kostenlos Wäsche waschen können - nimm das Wellington. ;-)
Am nächsten Tag legen wir die restlichen 70km bis zum Nationalpark zurück. Der Vulkan zeigt sich am Vormittag etwas wolkenverhangen, aber es ist relativ warm und die Sonne zeigt sich zwischen den Wolken. Hier machen wir eine kurze, knapp zweistündige Wanderung durch den dichten Wald mit einigen sehr schönen Ausblicken bis zur 30km entfernten Küste. Rufus läuft zu Beginn wie immer brav mit und mosert nachher lauthals in der Kraxe. Henry bekommt unterwegs zwar Hunger, aber nachdem sich auf dem Weg gar keine Möglichkeit für eine Rast ergibt, hält er tapfer bis zum Cafe im Infocenter durch. Hier gibt es die Mahlzeit für die Jungs, Kaffee und Kuchen für Mama und Papa und das obligatorische und vehement geforderte Eis für Rufus. Die Jungs lassen ihren Charme derart spielen, dass sie von einer der Angestellten dort einen extra für uns gekauften Plüsch-Kiwi geschenkt bekommen (einen der piepst, wenn man den drückt). Henry ist total fasziniert von dem Vieh. Nachdem Rufus am Nachmittag wieder im Terroristen-Modus unterwegs ist und alle Regale abräumt und Stühle umwirft, suchen wir uns einen Übernachtungsplatz in New Plymouth, direkt am Meer, und stark von der Dorfjugend frequentiert. Morgen müssen wir noch mal tanken, denn wir nehmen dann den "Forgotten Highway" (ohne Tankmöglichkeiten) zum größten Binnensee des Landes, dem Lake Taupo.