Nach fast 10 Stunden schlaf startet unser erster richtiger Tag in Südafrika. Es hat die ganze Nacht heftig gewittert, und obwohl meine Erkältung dank kurzfristigem Beschuss mit Antibiotikum schon deutlich besser geworden ist, hat sich auch an der Stelle noch die ein oder andere Schlafpause ergeben. Trotzdem - jetzt ist Morgen, die Sonne scheint, wir sind fit, es kann losgehen, der Blyde River Canyon wartet auf uns. Da das Wetter den Strom lahmgelegt hat, dauerts etwas länger mit dem Frühstück, aber um 9 gehts wieder auf die Strada. Erste Feststellung: fahren ist hier auch im Weiteren echt kein Problem, nur bei den Entfernungen verschätzt man sich leicht, leider zu unseren Ungunsten. Wir fahren durch Nutzwälder, die einen Eindruck vermitteln, dass man auch gut mitten in Norwegen sein könnte. Die Berge werden höher und auch kantiger, und hinter Graskop geht‘s los mit der Panorama-Road entlang der Abbruchkante des Canyons. Hier hat nämlich der Blyde River über die Zeit eine eben solche entstehen lassen, die man erst oben, dann unten im Tal entspannt entlang fahren kann. Der erste Halt ist der „Pinnacle“, ein 30m hoher Felsen, der direkt vor der Abbruchkante steht. Ja, kostet Eintritt, aber (und das bleibt bis auf einen Aussichtspunkt auch so) - 80ct. Dafür ist das Gelände gepflegt und sauber - so mag der Touri das. Weiter gehts zu „God‘s View“, von wo man ebenfalls einen unglaublich weiten Ausblick über die Kante hin ins flachere Land hat. Interessant ist, dass man den Blick absolut nicht mit anderen, theoretisch vergleichbaren Landschaften (Sigiriya / Sri Lanka, Angel Falls / Venezuela) vergleichen kann. Immer irgendwie anders, dieser Planet...
Hier zeigt sich auch, dass wir nicht alleine sind, außer uns sind noch locker 100 Touris aus aller Welt da. Wir verlassen die Hektik der Massen und fahren weiter, es locken Wasserfälle. Erst die „Lisbon Falls“, dann die „Berlin Falls“. Hier befinden wir uns nicht mehr direkt an der Kante, es geht ins Landesinnere, wieder sind die Aussichtspunkte umgeben von Nutzwäldern. Das Vor-Finale bilden die „Burkes Luck Potholes“, an denen wir erstmal großzügig vorbeifahren. Hier trifft der Blyde (=Freude) River auf den Treur (=Trauer) River, wodurch sich Gumben, Wirbel und kleine Wasserfälle gebildet haben. Wieder alles sehr schön hergerichtet, wobei wir uns fragen, welche Hundertschaften die gerade entstehenden Picknick-Landschaften wohl mal bevölkern sollen... Das echte Finale erleben wir (leider mit gefühlten 1000 Belgiern...) an den „Three Rondavels“, Felsformationen, die wie runde Hütten aussehen. Wobei sie das nicht direkt vor uns tun, sondern auf der anderen Seite des Canyons, heißt an dieser Stelle: 700m von uns aus steil nach unten, dann über den Blyde River, dann wieder 1000m steil hoch. Und wir direkt am Rand - sehr beeindruckend!! Auf der anderen Seite des Aussichtspunkts sieht man wieder ins flachere Land, was nicht weniger beeindruckend ist. Der Heimweg verläuft unten durch die Täler, wir statten noch der Goldgräberstatt „Pilgrim‘s Rest“ (eine Art Freiluftmuseum) einen Besuch ab, dann gehts wieder heim nach Hazyview, Benzin und Essen tanken. Ersteres ist hier günstig, und dank seiner wenigen PS schluckt unser Polo auch nicht viel, zweiteres ist ebenfalls nicht teuer, dafür ist es wie erhofft fleischlastig - ich sag nur 500gr, und zwar pro Nase :-). Jetzt sitzen wir gesättigt auf der Terrasse, hören „Buschbabies“ (die kleinen Affen mit den grooooßen Augen) schreien und planen die Touren für die nächsten Tage im „Krüger Nationalpark“.