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Die bis zu 15m langen Kolosse springen aus
dem Wasser - und das relativ häufig

Die Erweckung aus dem heutigen Tiefschlaf erfolgte mal etwas anders als sonst. Weil ein Krieger nie schläft, konnte Roman uns nämlich zeitgleich mit dem Aufwachen vor zwei überlebensgroßen Pavianen retten, die das Wecken vermutlich sonst übernommen hätten. Den Vorhang zum Schlafzimmerbalkon hatten sie nämlich schon gelüpft, weil irgendein Dödel vergessen hatte die Tür zu sichern (und wir warens nicht!!).

Nach diesem Wildtier-Fast-Einbruch hatten wir schon mal ersten Gesprächsstoff fürs Frühstück. Den zweiten Teil lieferte unsere Wegbeschreibung, die uns ans Herz legte, nochmal überprüfen zu lassen, ob die Fähre auch geht, die wir auf unserer nächsten Strecke nehmen sollten. Machen unsere wackeren Gastgeber natürlich für uns, aber sie haben sich auch gleich so viele Sorgen um uns gemacht, dass sie uns von der Nutzung der Fähre abgeraten haben, wegen des vielen Regens der letzten Tage. War uns natürlich wurscht, wir sind trotzdem gefahren, schließlich sind wir Abenteurer, und wer kann schon sagen, dass er mit einer handbetriebenen Fähre über einen afrikanischen Fluss übergesetzt wurde?!

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Die handbetriebene Fähre in Malgas - eine Rarität

Die handbetriebene Fähre lässt auch den Rest des Weges zu unserem nächsten Ziel „De Hoop Nature Reserve“ erahnen - die letzten 50km (!!) waren Schotterpiste. Ging aber durch landwirtschaftlich durchaus erschlossenes Land, wer die „Dornenvögel“ gesehen hat - hätten sie auch hier drehen können. De Hoop selbst ist eine ehemalige Farm, von der der Reiseführer einerseits sagt, dass es einer der besten Plätze zur Walbeobachtung in ganz Südafrika ist, andererseits kommen wohl nur Leute, die auf der Suche nach Ruhe sind. Aber ein bisschen Ruhe können wir auch mal wieder brauchen. Nachdem wir unser Haus (drunter machen wirs nämlich nicht mehr, dieses hat sage und schreibe 6 Betten...) bezogen haben, gehen wir also auf Walschau. Heißt: weitere 30 Minuten über Schotter bis zu den Dünen. Aber dann läufts um so schneller, wir kommen kaum den Weg zum Aussichtspunkt, da sehen wir schon den ersten Wal, und so gehts die nächsten anderthalb Stunden  weiter, wir sehen Wale über Wale, oft auch Mütter mit Wal-Kindern, die in vielleicht 100 Meter Entfernung zur Küste im Wasser planschen.

walbeobachterDeHoop
Einfach nur da sitzen und definitv Wale vors Fernglas bekommen
das ist einfach unglaublich

Irgendwann wirds uns dann aber trotzdem zu kalt, hier ist Südafrika nämlich zur Abwechslung mal wie Rügen, schönes Meer und schöne Dünen, aber es pfeift ganz ordentlich!! Wir gönnen uns also einen Kaffee daheim auf unserer Couch, und um 7 geht‘s zum Essen. Dummerweise haben alle anderen offensichtlich die Reservierung zur gleichen Zeit wie wir, was zum totalen Chaos bei Bedienungen und Küche führt. Zum Glück sind wir schon total entspannt, noch vor 4 Wochen hätte ich den Bedienungen hier ein Feedback vor die Füße geworfen, das hätten die sich länger gemerkt. Jetzt lass ich mir von den Mädels meinen Urlaub nicht verderben, und als wir unseren Weg durch die Weiß-Pops-Antilopen wieder zu unserem Cottage zurückgefunden haben, stürzen wir uns einfach auf unseren mitgebrachten Rotwein und genießen den noch zusammen mit Musik.

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Unser herrschaftlicher Essenstisch im De Hoop Reservat

Den nächsten nächsten Tag eröffnen wir erst mit einem Frühstück unter freiem Himmel (=bestes Wetter, nur etwas windig), dann geht‘s auf einen längeren Spaziergang ums Camp. Der geht an der Camp-eigenen Lagune entlang, und ich sehe die erste Eule meines Lebens (mag auch ein Käuzchen gewesen sein, und von mir aus wars auch die erste, an die ich mich erinnere). Danach fahren wir wieder zu den Walen, und den Nachmittag verbringen wir in der Sonne hinter unserem Cottage und lesen. Vor dem Essen gehts ein letztes Mal zu den Walen, die uns auch passenderweise zum Abschied nochmal alle zuwinken (kein Scherz, s. Bild). Nochmal fürs Protokoll: pro anderthalb Stunden sehen wir 10-15 Tiere, und die sind zwischen 100 und 500 Meter von der Küste weg - ich hab ja schon vieles gesehen, aber das ist doch ein ganz besonderes Highlight.
Vor dem Abendessen tanzt nochmal ein (Vogel)Strauss für uns (wieder kein Scherz, die leben hier neben der Straße, und der hier hatte bei unserem Anblick das Bedürfnis, unkontrolliert loszurennen, mitten durch eine Herde der ebenfalls neben der Straße heimischen Weiß-Pops-Antilopen. Was die nur so mittelwitzig fanden und sicherheitshalber die Flucht ergriffen). Da wir damit vermutlich alles erlebt hatten, was das Tierleben hier so bietet, geht jetzt der Weg nach Kapstadt. Erstmal wieder 50km über Schotterpisten zurück in die Zivilisation, dann durch die Käffer auf der Suche nach einem Geldautomaten, damit wir Tanken können. Die Tanken hier nehmen nämlich nur Bargeld, und auf das sind am heutigen 1. November offensichtlich alle scharf, was heißt, dass mittags um 12 schon die Hälfte der Automaten leer ist. Aber kriegen wir natürlich trotzdem alles hin, und auf dem Männerklo an der Tanke wird Roman von einem Anhalter angesprochen, ob wir ihn nicht ein Stück mitnehmen können.

blickKapKapstadt
Anfahrt auf Kapstadt mit Blick auf den Tafelberg

Anhalter sind hier ein gewohntes Bild, und normalerweise nehme ich das immer gern als Möglichkeit wahr, mich mit Einheimischen zu unterhalten. Hier haben wir das bisher gelassen, Thema Sicherheit, man weiß ja nicht. Aber Abenteurer wird man ja nicht, weil man den Sicherheitsgurt immer schön fest zurrt, also packt Roman den Typen und  seinen Kumpel auf die Rückbank, unsere Rucksäche in den Kofferraum und los gehts. Ist auch wieder interessant, und unserem Karma hats sicher auch nicht geschadet. In Hermanus verabschieden sich die beiden, und wir fahren zum Strand. Hermanus ist nämlich neben De Hoop der zweitbeste Punkt um Wale zu beobachten. Klappt auch zuverlässig, hier ist das Ambiente dazu allerdings eher Monaco als Rügen, alles sehr hübsch, aber auch sehr touristisch, sogar die Townships schauen relativ nett aus.

Wir fahren weiter an der wunderschönen Küste entlang bis Kapstadt, passieren wieder die Townships (hier weit entfernt von relativ nett) und schrauben uns durch die Hügel zu unserer Unterkunft. Die wird wieder von zwei Deutschen geführt, Marion und Peter, mit denen wir uns auf Anhieb gut verstehen. Die beiden haben sich mit Rentenbeginn gedacht, dass das Leben ohne Aufgabe ja auch nur halb so schön ist, und jetzt betreiben sie als Hobby ein kleines Gästehaus mit Blick auf den Tafelberg und das Meer. Entsprechend fällt der Begrüßungsdrink ausgiebig aus, wir fragen Marion über Südafrika aus, ziemlich interessant das Ganze. Aber nachdem der Artikel schon sehr lang ist, erzähle ich beim  nächsten Mal, was sie uns so alles erklärt hat :-)...

walWinktDeHoop
Hier sieht man, dass die Wale uns zum Abschied wirklich zugewunken haben
SonnenuntergangDeHoop
Der Sonnenuntergang in De Hoop auf dem Weg zum Abendessen
slumsAnfahrtKapstadt
Vor Kapstadt ziehen sich Townships (Slums) kilometerlang an der Autobahn entlang

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