Noch kurz Wasser/Klo rein/raus, Einkaufen, und ab geht der Luxus-Laster Richtung "Forgotten World" Highway. Dieser soll landschaftlich super sein, und hat - für einen Highway ja nun doch eher ungewöhnlich - ein 16km langes Stück, das nicht mal gepflastert ist. Unserem Navi ist das so unsympatisch, dass es uns lange Zeit zum Umkehren überreden und uns auf eine 100km längere Strecke lotsen will. 6 Wochen mit uns und immer noch keine Abenteurerin, unsere Navi-Tante *tststs*, das wird nix mehr mit der... Aber wir haben ja noch eine Karte, also auf. Und tatsächlich, die Strecke ist spektakulär! Erst geht es über gräserne Hügel und durch Schluchten, diese werden immer tiefer und die Vegetation immer urwaldiger. Etwa auf der Hälfte ist ein kleines Dorf, von dem ich kurzzeitig dachte, es wäre ein Freilichtmuseum weil es so nach Westernstadt aussieht. Ist es nicht, und da sie ein Café haben und die Jungs unruhig werden und Hunger haben, machen wir eine Pause. Auf dem zweiten Teil dreht der "Forgotten World" Highway dann richtig auf, wir kommen aus dem "BOA" und "KUCK MAL!!" gar nicht heraus. Warum uns ausgerechnet auf dem schotterigen und engsten Teil allerdings permanent Gegenverkehr entgegenkommt, bleibt das Geheimnis des Highways. Wir zwängen uns durch einen lediglich 4m breiten, unbeleuchteten Tunnel (der liebevoll Hobbit Hole genannt wird) und treiben eine ganze Schafsherde von der Straße. Zum Ende hin wird der Highway zwar wieder weniger spektakulär und man kann etwas schneller fahren, wir schaffen es aber trotzdem nicht mehr zurück in die Zivilisation. Aber ist ja kein Problem, links ran auf einen kleinen Rastplatz, und schon übernachten wir völlig allein mit Blick auf unser nächstes Ziel, den Lake Taupo.
Am nächsten Morgen nehmen wir die letzten 50km bis Taupo in Angriff und halten erstmal am Visitor's Center. Die Region ist vulkanisch und dadurch stark geothermal beeinflusst, heißt: es gibt überall sehr heißes Wasser, und der See (eigentlich ein Vulkankrater) läd natürlich auch zu diversen Aktionen ein. Wir verbringen den Mittag / Nachmittag an heißen Quellen im lokalen Park, der hier passenderweise Spa Thermal Park heißt. Er liegt an einem der wasserreichsten Flüsse Neuseelands, aber durch die heißen Quellen kann man sich quasi aussuchen, welche Temperatur man gerne hätte, von 22° im glasklaren Fluss bis 60° Quelle ist alles geboten. Die Jungs findens super, es gibt Eis, auch Henry hat hier mittlerweile erkannt, dass der liebe Gott das beste Essen in einer Waffel liefert, Herz was willst Du mehr.
Am späteren Nachmittag packen wir die Schreieulen und all unser Zeug zurück in den Hänger und gehen zum Womo, umladen. Denn jetzt gehts den Weg wieder zurück, allerdings mit Tragen bewaffnet, weil wir noch weiter den kleinen Walk zu den Huka Falls machen wollen. Hier zwängt sich der Fluss durch einen 9m breiten Trichter, was zu einem wilden Wasserfall führt, der jede Minute 2 Olympische Schwimmbecken an Wasser liefert. Sieht irre aus, auch weil das Wasser hellblau ist. Allerdings sind die Jungs noch im Bademodus, der Heimweg in den Tragen gestaltet sich also etwas lauter. Aber irgendwann haben wir das Womo wieder erreicht und fahren zur 5 Mile Bay, einem riesigen Stellplatz am Rande des Lake Taupo. Hier stehen die irrsten Womos, die ich seit längerem gesehen habe, ein umgebauter LKW mit einem Smart zwischen Fahrerhaus und Wohnbereich, oder ein Feuerwehrauto. Wir grillen noch fix einen Satz Burger, ich schreibe noch eine lange Mail wegen unserer kaputten Tür, und dann nimmt der Tag ein Ende.
Als wir aufwachen, regnet es mal wieder. Was insofern sehr schade ist, weil wir eigentlich eine Tour mit einem Segelboot machen wollten, baden und die Felsgravuren der Maoris bewundern, die man hier nur vom Wasser aus sehen kann. Aber bei dem Wetter ist das wenig reizvoll, also packen wir unsere 7 Sachen und fahren weiter Richtung Rotorua. Hier liegt das Zentrum der geothermalen Aktivitäten, überall dampfts aus der Erde, und ein dezenter Geruch nach faulen Eiern hängt über der gesamten Region. Wir steuern den Kerosine Creek an, wieder einmal Baden im warmen Wasser.
Diesmal ist es ein kleiner Fluss in einem Wald, um den bei uns Reh und Karnickel springen würden. Hier würden sich Bambi und Klopfer sauber den Mund beim Trinken verbrennen, das Wasser hat 40°, sogar Henry wird das nach einiger Zeit zu warm, und der ist ja eher die Fraktion Warmduscher. Aber bis dahin haben wir mächtig Spass beim Planschen! Relativ früh machen wir uns in Richtung unseres nächsten Stellplatzes auf, da das Wetter zu nicht viel einläd und die Jungs in den letzten Tagen viel im Auto sitzen mussten sollen sie einen Nachmittag mit Auslauf bekommen.
Am Stellplatz treffen wir das Feuerwehrauto wieder, in dem ein südafrikanisches Pärchen mit kleinem Kind unterwegs ist. Ihnen ist Südafrika zu gefährlich geworden, weshalb sie jetzt in Aukland wohnen. Das Feuerwehrauto enthält tatsächlich eine Waschmaschine, einen Trockner und noch so einiges, was sie mit ihrem 220V-Inverter auch autark betreiben können, ich bin fasziniert! Kurz nach uns rollt noch ein Womo ein, eine weitere deutsche Familie. Rufus tut sich sofort mit deren 3jährigem Sohn Bruno zusammen, wir packen unsere neuerworbene Picknick-Decke aus, und bis uns das Wetter wieder einen Strich durch die Rechnung macht, haben wir alle viel Spass miteinander! Nach dem Abendessen, als alle Kinder im Bett sind, setzen wir uns noch mit Tim und Isa, dem deutschen Päärchen in deren Camper zusammen. Sie sind 3 Monate unterwegs und haben ihren Camper hier gekauft, eine Option, die zumindest finanziell bei längerem Aufenthalt durchaus interessant sein kann. Wir stellen aber fest, dass uns das zu stressig wäre, die Frage, wie sie das Auto jetzt zum Ende ihrer Zeit hier gut wieder loswerden beherrscht schon sehr die Gedanken. Wir haben einen sehr netten Abend, die beiden liegen voll auf unserer Wellenlänge, vielleicht schaffen wirs ja, uns nochmal zu treffen!
Der nächste Tag geht zeitig los, da wir heute nach Wai-o-Tapo wollen, ins sogenannte Thermal Wonderland. Hier gibt es mehrere Rundwege vorbei an diversen blubbernden Pools in allen Farben des Regenbogens, teilweise auch gleichzeitig. Man darf nicht mit FlipFlops laufen, weil der Boden zu heiß ist, und um 10:15 wird der Lady Knox Geysir mittels Waschpulver ausgelöst. Disneyland auf vulkanisch, quasi. Das Wetter wird zunehmend besser, und Lady Knox zeigt sich in ihrer ganzen Pracht und Schönheit. Sieht ein bisschen künstlich aus, wie mit Pappmaché aufgegossen, aber wir findens lustig. Auch die Pools sind faszinierend, trotzdem ist das ganze etwas surreal mit den vielen dampfenden Kratern und Löchern, die Wasser zwischen 14° und 85° oder Schlamm oder auch Schweröl enthalten, eben was der Boden grade so nach oben lässt. Mittags fahren wir weiter zum Lake Rotorua. Hier wollen wir die Bootsfahrt nachholen, natürlich dann ohne die Felsgravuren, und statt Segelboot gibt es hier einen Schaufelraddampfer. Da der erst um 6 Uhr abends fährt, verbringen wir den Nachmittag mal wieder auf einem Spielplatz, direkt am Lake. Ist ja aber auch unsere Elternzeit, da ist das ja ein valider Programmpunkt, der auch gerne öfter drankommen darf. Die Bootsfahrt entpuppt sich als Treffpunkt für alle chinesischen Senioren-Reisegruppen, die grade hier sind, sogar die Erklärungen der Umgebung sind auf chinesisch. Dafür bekommen wir für den eigentlich relativ schmalen Preis noch Häppchen und ein Glas Wein, und wir stellen wieder mal fest, Böötchenfahren finden wir spitze, auch mit Chinesen.
Wieder im Auto ziehen wir den Jungs gleich ihre Schlafanzüge an, und dann gehts nochmal fix vor die Stadt auf einen kostenlosen Stellplatz direkt an einem See. Das haben sie hier einfach drauf, es gibt immer saubere Klos, hier ist ein Spielplatz, und sogar seinen Müll kann man loswerden, was in Neuseeland durchaus auch ein Problem sein kann, wir haben unseren Müll auch schon tagelang durch die Gegend gefahren bis wir einen Mülleimer gefunden haben, wohlgemerkt einschließlich Windeln.
Das Wetter am nächsten Morgen ist - so langsam fängt es an zu nerven - nebelig uns später nieselig. Einziger Vorteil: wir sind mittlerweile so weit nördlich, dass es trotzdem warm ist, so können wir trotzdem draußen frühstücken und die Jungs brauchen auch keine übertrieben warmen Klamotten. Da wir nun genug in heißem Wasser gebadet haben, fahren wir weiter Richtung Matamata. Kennt man nicht? Oh doch, hier ist das Filmset von Hobbingen, dem Hobbit-Dorf aus "Herr der Ringe" bzw. "Der kleine Hobbit". Die Filme sind hier ein konstantes Thema, und wenn man Neuseeland beschreiben sollte würde ich immer sagen: sieht genauso aus wie in den Filmen. Auch wenn die meisten Landschaften tatsächlich stark nachbearbeitet wurden, trotzdem passt der Gesamteindruck, und selbst die Landkarten enthalten die wichtigen Punkte/Namen aus dem Film. Das Set steht auf eine Schaf- und Rinderfarm, und schon der Weg dorthin erinnert mit den vielen kleinen Hügeln und den Hecken an Hobbingen. Vor Ort läuft die Touri-Maschine auf vollen Touren, für einen Schweinepreis geht es im Bus zur Location und dann per Tour zu den Höhlen. Wir findens super, das Set wird liebevoll am Leben erhalten, um uns herum sind viele Filmfreaks, die hier die 2 Stunden ihres Lebens haben, und zum Schluss gibts noch ein Bier im Gasthaus zur Alten Eiche. Ja, ein teurer Spass, aber ein wirklich witziger!! Hier finden wir allerdings auch den ersten Campground, der uns wegen der Jungs ablehnt. Mit Kindern darf man hier nicht stehen, ist ihnen zu gefährlich wegen der vielen Autos. Äh - ÄH?! Ach is egal, wir fahren 20km weiter und schlafen, unter einer alten Eiche an einem Fluss, es ist total idyllisch und so warm, dass wir den ganzen Abend keinen Pulli brauchen. Unterwegs hat uns auch die gute Nachricht ereilt, dass sich unser Vermieter überzeugen ließ, sein ursprüngliches Angebot von 5$ Rabatt pro Tag doch nochmal zu überdenken - wir sind halt einfach Glückskinder.