Eine kleine Zwischenanektode zu unserem Lago-Kurztrip hätte ich fast vergessen..
Als wir am Sonntag vom Cannobio-Strand wieder zum Wohnmobil zurück kommen hat sich direkt vor uns ein CamperVan hingestellt. Nicht nur dass wir damit gar keinen Blick auf den Fluss haben, eigentlich sitzen unsere neuen Nachbarn fast bei uns am Tisch. Die Durchfahrt zwischen unseren Fahrzeugen ist dadurch zusätzlich ziemlich eng. Bei den Campern handelt es sich um ein älteres Ehepaar, dass nach seiner Rückkehr wohl erkennt, dass wir nicht besonders happy mit der Parksituation sind und daraufhin nur meint es wäre nichts Anderes mehr frei gewesen, und ob sie noch Strom bei uns kriegen könnten - ja geht's noch?? Jetzt ist ja meine Frau eher die gesellige Camperin, während ich meistens ganz froh bin wenn mich die Nachbarn in Ruhe lassen (aber ich arbeite intensiv daran, nicht immer gleich patzig zu sein 😜), aber auch Chrissi lässt die Nachbarn spüren, dass sie sich zu sehr in unserem "Tanzabstand" bewegen.
Die beiden haben einen großen, schwarzen Hund dabei und kommen uns irgendwie bekannt vor - ohne sie irgendwie einordnen zu können. Nachdem am späten Abend ein paar Plätze frei werden ziehen die Nachbarn um. Der schwarze Hund ist natürlich sehr bald der Liebling unserer Jungs, so dass wir die beiden häufiger dort abholen müssen. So kommen wir irgendwann ins Gespräch. Und tatsächlich hatten wir uns mit dem Ehepaar vor knapp zwei Jahren bereits hier am Stellplatz kennen gelernt. Damals hatten sie einen riesengroßen Neufundländer "Balu" dabei - der zwischenzeitlich gestorben ist. Sie ist oder war Lehrerin an einer Förderschule und hatte damals schon einen guten Draht zu den Jungs. Das ist auch diesmal so - die Jungs sind danach eher bei denen als bei uns...
Nach dieser Geschichte stelle ich mir tatsächlich die Frage ob ich/wir "spießig" geworden sind. Die Camper sind ja eine eigene, gesellige "Community", grüßen sich bei der Fahrt und tauschen sich an Stell- und Campingplätzen aus. Das mit dem Austausch ist halt nicht so Meins - was auch daran liegen könnte, dass uns häufig irgendwelche älteren Herrschaften ungefragt Grundlagen-Tipps zum Campen geben wollen, weil sie uns für "Camping-Neulinge" halten. Jetzt sehe ich ja schon seit Längerem nicht mehr sooo jugendlich aus 😇, und nach fast 50.000 km in verschiedenen Wohnmobilen würde ich mich auch nicht mehr als absoluten Neuling bezeichnen. Daher nerven mich die hilfreichen Tipps - mögen sie noch so wohlgemeint sein.
Dabei hat so eine Camping-Community sehr wohl auch gute Seiten. Ich erinnere mich z.B. daran, als uns eine Gruppe von 6-8 Leuten aus dem Schlamm herausgeschoben hat, in den wir uns am Brombachspeicher festgefahren hatten und dann einfach weg war, bevor mich mich für diese Großtat bedanken konnte. Das war ne coole Sache. Wir treffen auch ab und zu nette Leute, mit denen wir dann abends zusammen sitzen und schnacken. Aber ich brauche beim Campen keinen Nachbar, der aus seiner Tür rausfällt und direkt auf unserem Frühstückstisch landet (gabs am Brombachspeicher auch schon). Genauso wenig mag ich es, wenn sich jemand so dicht ran stellt, dass ich die Garage nicht mehr aufmachen kann. Corona hat viel dazu beigetragen, dass die Zahl der Wohnmobile explodiert ist. Und es gibt dadurch einige (tatsächlich relativ wenige) Leute die schon im normalen Leben eher "arschlochmäßig" unterwegs sind - und das dann auch als Neu-Camper fortführen. Aber generell kann man es auch auf dicht belegten Stellplätzen aushalten, wenn sich alle Camper an ein paar einfache Grundregeln halten.
Daher - wir sind gar keine Spießer - höchstens ein wenig "eigen" 😁...